Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP): "Mit mir als Landeshauptmann wird es kein Diktat von oben geben."

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Innsbruck – Gänzlich ließ sich das Listenchaos in Tirol auch am Montag nach der Gemeinderatswahl nicht entwirren. Insgesamt traten in 277 Kommunen 874 verschiedene Gruppierungen an, die der ÖVP, der SPÖ, den Freiheitlichen oder den Grünen zuzurechnen sind oder sich eben als unabhängig verstehen. Eindeutig lassen sich Sieger und Verlierer deshalb nicht ausmachen.

Zusammengefasst lässt sich aber sagen: Die Volkspartei konnte trotz schmerzlicher Verluste – vor allem in Kufstein, wo der ehemalige schwarze Generalsekretär Hannes Rauch aufgestellt wurde, sowie in Wörgl und Lienz – ihre Mandate und Bürgermeister weitgehend halten.

Roter Wahlsieg in Lienz

Die Sozialdemokraten mussten herbe Niederlagen in Landeck, Hall und Imst einstecken, in Jenbach haben sie sich sogar mehr als halbiert und rasselten von rund 47 Prozent im Jahr 2010 auf 22 Prozent hinunter. Die Roten haben dafür neue Bürgermeistersessel in Orten wie Flaurling und Sellrain erobert und einen echten Wahlsieg in Lienz eingefahren. FPÖ und Grüne haben teilweise ordentlich zugelegt.

Die Freiheitlichen konnten in erster Linie in den Ballungsräumen der "Unterinntalfurche" punkten, analysiert der Innsbrucker Politologe Ferdinand Karlhofer. Sie stellen einen Bürgermeister in Jochberg, drei weitere blaue Kandidaten werden noch eine Stichwahl bestreiten.

Grüne gewinnen Mandate

Die Grünen haben 29 Mandate dazugewonnen. Im Speckgürtel rund um Innsbruck erhielten sie zum Teil mehr als 20 Prozent der Stimmen, in Axams darf die grüne Kandidatin Gabriele Kapferer-Pittracher in die Stichwahl.

Die Wahlbeteiligung lag insgesamt bei 71,42 Prozent und damit nur geringfügig unter dem Wert vom Urnengang im Jahr 2010. "Überall, wo lediglich eine Liste antrat, ist die Wahlbeteiligung aber sehr stark zurückgegangen", sagt Karlhofer. "Das sollte den Gemeinden zu denken geben."

Mehr Bürgermeisterinnen

Landeschef Günther Platter (ÖVP) stellte bei einer Pressekonferenz am Montag jedenfalls klar: "Mit mir als Landeshauptmann wird es kein Diktat von oben geben, dass Gemeinden gegen ihren Willen zwangsfusioniert werden." In der Steiermark, wo die Landesregierung zahlreiche Zusammenlegungen veranlasst hatte, sehe man, "dass dadurch wichtige Strukturen zerschlagen wurden".

Bisher gab es in Tirol elf Bürgermeisterinnen – inklusive Innsbruck, wo planmäßig erst wieder 2018 zur Urne gebeten wird. In jenen 277 Gemeinden, in denen am Sonntag gewählt wurde, traten insgesamt 543 Bürgermeisterkandidaten an, darunter 46 Frauen. Nun sind zwölf Ortschefinnen für die kommende Periode fix. Sechs Bewerberinnen werden sich darüber hinaus am 13. März einer Stichwahl stellen. (Katharina Mittelstaedt, 1.3.2016)