Wien – Mit einer rechtskräftigen Haftstrafe von sechs Monaten auf drei Jahre bedingt ist am Dienstag am Wiener Landesgericht ein Terror-Prozess gegen eine 18-Jährige zu Ende gegangen. Die junge Frau war im Juli 2014 auf dem Weg nach Syrien aufgegriffen worden, wo sie einen IS-Kämpfer heiraten wollte.

Die gebürtige Tschetschenin war am 4. Juli als Mitglied einer größeren Gruppe an der rumänisch-bulgarischen Grenze aufgegriffen worden. Vor Gericht bestritt die junge Frau, dass ihr Ziel Syrien gewesen sei und verantwortete sich nicht schuldig. Sie hätte in die Türkei reisen und dort einen jungen Mann heiraten wollen – über dessen Identität sie jedoch überhaupt nichts sagen konnte.

Wie Staatsanwalt Leopold Bien in seinem Schlussplädoyer ausführte, hätte er der jungen Frau beinahe geglaubt. Doch Aussagen anderer Terrorverdächtiger sowie eines LVT-Beamten, der unter Ausschluss der Öffentlichkeit einvernommen wurde, zeichneten ein anderes Bild. Demnach handelt es sich bei der Angeklagten um jene "Schwester Fatima", die in Chats die Ziele des IS vertreten hatte.

Angeklagte mit Strafe einverstanden

Damit soll es jedoch vorbei sein: Der Geschworenensenat unter dem Vorsitz von Norbert Gerstberger glaubte ihr dieser Ideologie abgeschworen zu haben. "Wir haben nicht den Eindruck, dass es sich bei ihr um eine gefährliche Schläferin handelt, die sich auf dem Stefansplatz in die Luft sprengen wird", so der Richter. Ihr Vorhaben reiche jedoch nach der aktuellen Judikatur für eine Verurteilung wegen Mitwirkung an einer terroristischen Vereinigung.

Die junge Frau hat mittlerweile eine eigene Wohnung, ein geregeltes Leben und eine Arbeit als Kindergartenhelferin in einem islamischen Kindergarten. Um ihr die beruflichen Chancen nicht zu nehmen und weil nur Milderungsgründe vorlagen, fiel die Strafe so milde aus, führte Gerstberger aus. Damit war die junge Frau ebenso einverstanden wie die Staatsanwaltschaft. (APA, 1.3.2016)