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Männliche Japanische Laubfrösche legen sich mehr für die Weibchen ins Zeug, wenn sie vom Chytridpilz infiziert sind.

Foto: Benny Trapp

Der Chytridpilz bedroht bis zu ein Drittel der heute lebenden Frösche, Salamander und andere Amphibienspezies: Er zerstört die Haut der Tiere, bringt ihr Immunsystem zum Erliegen und verursacht Herzversagen. Manche Froscharten, die infiziert wurden, können jedoch noch einige Jahre überleben – sie sind offenbar genetisch besser an die Krankheit angepasst. Immerhin entwickelt sich der Pilz nach jüngsten Studien schon seit 40.000 Jahren zusammen mit Amphibien.

Doch auch diese robusteren Arten bleiben nicht unbehelligt. "Der Pilz hat Auswirkungen auf Froschpopulationen, auch wenn wir keinen Ausbruch der Chytridiomykose sehen", sagt Cori Richards-Zawacki von der Universität Pittsburgh. Sie konnte 2013 feststellen, dass sich infizierte männliche Leopardfrösche im Labor stärker für die Fortpflanzung anstrengen als ihre gesunden Artgenossen.

Ähnliches haben nun Deuknam An und Bruce Waldman von der Seoul National University beim Japanischen Laubfrosch herausgefunden. Die Forscher legten sich während der Brutzeit zwischen 22 Uhr und Mitternacht in Reisfeldern auf die Lauer, um die Paarungsrufe der Männchen aufzunehmen. Sie belauschten 42 Frösche, von denen neun per DNA-Probe positiv auf Chytridpilzbefall getestet wurden. Die Infizierten waren mit vier Zentimetern Länge im Durchschnitt knapp einen Millimeter länger, hoben sich aber vor allem durch ihr Quaken hervor, wie die Wissenschafter im Fachmagazin "Biology Letters" schreiben.

Energie statt Lethargie

Die Laute der Frösche mit Chytridpilz (siehe Seitenleiste) waren schneller und dauerten länger. Sie folgten damit dem Muster, das die Weibchen lieber mögen. Damit gelten die Erkrankten als attraktiver – der Pilz verändert also wahrscheinlich in mehreren Froschspezies deren Reproduktionsverhalten. Damit ähnelt er in seinem parasitischen Verhalten den Pilzen, die ihre Wirte in "Zombies" verwandeln, so Michael Ryan von der Universität Austin, Texas. Er sagt, dass Frösche, die vom Chytridpilz infiziert werden, sich eigentlich eher lethargisch verhalten: "Deswegen sollte man annehmen, dass sie seltener Paarungsrufe ausstoßen. Das ist laut dieser Studie aber nicht der Fall – und das ist äußerst überraschend."

Die "Zombie-Männchen" könnten den Pilz in der Population verbreiten, indem sie durch die attraktiveren Rufe mehr Weibchen anlocken. Diese werden selbst befallen und geben die Krankheit an ihren Nachwuchs weiter, vermuten die Studienautoren. Die zweite Möglichkeit: Infizierte Männchen quaken schneller und länger, um sich früher reproduzieren zu können, weil sie durch die Krankheit nicht so lange leben. Auch auf diese Weise werden sie von der Selektion begünstigt und schaden letztendlich ihrer Art durch die Verbreitung des Chytridpilzes. (sic, 3.3.2016)