Wien – Mit der Kombination von Computertomografie und der nuklearmedizinischen PET-Methode kann die Zellzusammensetzung beim Lungenkarzinom sichtbar gemacht werden. Das könnte hilfreich für die Therapieentscheidung sein, hieß es am Mittwoch beim Europäischen Radiologenkongress (ECR) mit rund 20.000 Teilnehmern in Wien.

Wissenschafter der Universität in Cork (Irland) und Radiologen der dortigen Universitätsklinik haben Verfahren entwickelt, mit denen aus CT/PET-Untersuchungen prognostische Aussagen für den wahrscheinlichen Verlauf einer Lungenkarzinomerkrankung abgeleitet werden können. Im Rahmen der Untersuchung von Patienten werden Röntgenschnittbilder (CT) angefertigt. Fast gleichzeitig erhält der Patient dabei auch radioaktiv markierten Traubenzucker (Fluoro-Deoxyglucose/FDG) injiziert, der als "Spurensucher" (Tracer) eingesetzt wird.

"Zufallsbefunde" werden steigen

FDG sammelt sich in bösartigen Zellen stärker an, weil sie einen viel intensiveren Stoffwechsel aufweisen und quasi den Zucker in sich hineinfressen. Die Wissenschafter konnten in einer ersten Studie mit bereits vorhandenen Patientendaten darstellen, wie stark unterschiedlich die Karzinomzellen aktiv waren. Statistisch hoch signifikant stellte sich heraus, dass Tumoren mit einem sehr heterogenen Aufbau aus verschieden aktiven bösartigen Zellen mit einem schlechteren Krankheitsverlauf verbunden waren.

Je genauer die Verfahren der Bildgebung in der medizinischen Diagnostik werden und je öfter sie verwendet werden, desto eher ergeben sich "Zufallsbefunde". Auf dem Bild aus CT oder MR entdeckt der begutachtende Radiologe plötzlich "noch etwas". "Die Menschen gehen zu CT- oder MR-Untersuchungen aus einem bestimmten Grund. Wir begutachten die Bilder und sehen etwas, das nichts mit dem ursprünglichen Grund für die Untersuchung zu tun hat. Es könnte eine Krankheit dahinterstecken", wurde der US-Radiologe Leonard Berlin (Universität Illinois) am Mittwoch in der aktuellen Kongresszeitschrift zitiert.

Radiologen besonders schulen

Bei täglich weltweit Millionen derartiger Untersuchungen ergibt das eine ebenfalls große Menge solcher Zufallsbefunde, die ebenfalls beurteilt und eventuell abgeklärt werden müssen. So stieg die Zahl der CT-Untersuchungen von drei Millionen im Jahr 1980 in den USA auf 80 Millionen im Jahr 2012. 15 bis 20 Prozent aller "Funde" auf den Bildern der Radiologen dürften Zufallstreffer sein.

Aber: Nur ein Prozent der durch Zufall festgestellten Phänomene ist wirklich gefährlich. Das Problem: Irrelevante Befunde können Patienten beunruhigen und zu unnötigen invasiven Diagnostikschritten führen. "Die beste Art, wie man mit diesen Zufallsbefunden umgeht, sind speziell ausgebildete und zertifizierte Radiologen, die sich auch der möglichen Konsequenzen bewusst sind, wenn sie solche Fakten mitteilen", sagte Sabine Weckbach von der Universität Heidelberg. (APA, 2.3.2016)