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Stefan Knirsch, Mitglied des Vorstands der Audi AG und Verantwortlicher für technische Entwicklung, beim 86. Genfer Autosalon.

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Die Konkurrenz aus dem Silicon Valley drängt Autohersteller in Richtung Digitalisierung. Google testet bereits das erste selbstfahrende Auto.

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Wien/Genf – Auf dem Genfer Autosalon trifft sich das Who's who der Automobilbranche. Auf der für Experten wichtigsten europäischen Automesse, die seit Donnerstag in Genf stattfindet, setzen die großen Hersteller dieses Jahr verstärkt auf den Megatrend Digitalisierung.

Audi-Vorstandschef Rupert Stadler erklärte im Interview mit dem "Handelsblatt" bereits im Vorfeld, Digitalgeschäfte nicht "den Googles, Ubers und Apples dieser Welt" überlassen zu können. Audi agiere heute "zu langsam, zu traditionell"; er sei jedoch zuversichtlich, dass eines Tages die Hälfte des Umsatzes aus Digitalgeschäften mit IT, Software und Services erwirtschaftet werde. Um das zu erreichen, wolle man einen "Chief Digital Officer" im Vorstand einsetzen, heißt es. Schon im Mai möchte der Audi-Chef eine Strategie zur Digitalisierung vorlegen, die bei einer großen Managementkonferenz Mitte des Jahres besprochen werden soll.

Digitalisierung als Notwendigkeit

Während Audi schon von zukünftigen Umsätzen träumt, sieht BMW digitale Dienste vorerst nicht als Goldesel, sondern als Notwendigkeit. Den Audi-Konkurrenten treibt bei den Überlegungen zur Digitalisierung vor allem die Sorge um das Geschäftsmodell. BMW-Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich sagte am Mittwoch, er rechne fürs Erste nur mit einem "sehr kleinen unternehmerischen Beitrag".

Angst vor Google

Die großen Autobauer befinden sich tatsächlich in einer bedrohlichen Situation. Google ist bereits mit einem selbstfahrenden Elektroauto auf dem Vormarsch, Apple könnte bald folgen. Auch wenn Fiat-Chrysler-CEO Sergio Marchionne derzeit noch über die Pläne eines Apple-Autos spottet – die Gefahr für die etablierten Automobilhersteller, langfristig von den Roboterautos aus dem Silicon Valley überrollt zu werden, ist real.

Schon jetzt lastet großer Druck auf der Autoindustrie, ihren digitalen Bereich auszubauen oder Kooperationen mit den neuen Konkurrenten aus der IT-Branche einzugehen – eine Strategie, die gewisse Risiken birgt. Anlässlich der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt artikulierte Daimler-Chef Dieter Zetsche im September seine Vorbehalte mit der Aussage, Daimler würde nicht das "Foxconn von Apple" werden. Soll heißen: lediglich ein Hardware-Lieferant für einen IT-Konzern.

"Dieselgate" allgegenwärtig

Die Zukunftsängste werden auch durch den VW-Dieselskandal verstärkt. Ferdinand Dudenhöffer, Chef des CAR-Instituts an der Universität Duisburg-Essen, drückt die zu erwartende Stimmung auf dem Genfer Autosalon so aus: "Es riecht nach Diesel am Lac Leman." Die europäischen Autobauer seien mit einem Anteil von mehr als 50 Prozent an den verkauften Neuwagen in Westeuropa gefährlich stark von Diesel abhängig.

Laut Dudenhöffer fehlt in den Messehallen außerdem eine "Durchbruch-Innovation"; die Autowelt habe aufgrund des billigen Treibstoffs gewissermaßen den Rückwärtsgang eingelegt. Statt auf Innovation und Elektroautos zu setzen, kurble der Preisverfall bei Benzin und Diesel den Verkauf von SUVs und großen, PS-starken Autos an. Der Experte sieht den diesjährigen Autosalon daher als "Krisenbewältigung", nicht als großen Schritt in die Zukunft. (Elena Pramesberger, 4.3.2016)