Wien – Er ist kaum ein Jahr in Funktion, nun steht die teilstaatliche Mineralölfirma OMV ohne Präsident da. Er werde sein Mandat mit der Hauptversammlung am 18. Mai niederlegen: Das gab der Vorsitzende desOMV-Aufsichtsrats, Peter Oswald, bekannt.
Als Grund gab der Chef des an der Londoner Börse notierten Verpackungskonzerns Mondi Europe & International die signifikant gestiegenen "zeitlichen Anforderungen" an: "Da ich bei keinem Unternehmen Abstriche bei meiner Arbeitsqualität machen möchte, liegt es im Interesse von OMV und Mondi, dass ich den OMV-Aufsichtsratsvorsitz zurücklege, auch wenn es mir schwerfällt."
Insider geben allerdings andere (Mit-)Gründe an. Regeln des auf Corporate Governance spezialisierten Anbieters ISS sehen vor, dass ein Vorstandschefs nicht gleichzeitig dem Aufsichtsrat eines anderen Konzerns vorstehen soll. Ursprünglich soll Oswald die Meinung vertreten haben, dass die Beschränkung nur für das englische Board-System gelte. Doch Mondi gelangte laut Insidern zu einer anderen Auffassung und verlangten von Oswald sich für den Papier- oder den Energiekonzern zu entscheiden.
Irritationen
Da die strategischen Weichen für die künftige Ausrichtung der OMV mit dem OMV-Vorstand rund um Neo-General Rainer Seele in den vergangenen Monaten gestellt wurden, zeigten sich Aktionärsvertreter über den Zeitpunkt des Abgangs irritiert. Gut möglich, dass der Arbeitsaufwand durch Ölpreisverfall und damit einhergehende Milliarden-Wertberichtigungen unterschätzt wurde, heißt es in Aufsichtsratskreisen.
Andere Beobachter wollen Differenzen über die angestrebte Gas-Partnerschaft mit Russland ausgemacht haben. Der geplante Asset-Tausch mit Gazprom – OMV-Unternehmensteile gegen Beteiligung an einem Gasfeld in Sibirien -, den Seele bis Juli unter Dach und Fach bringen will, verursache bei manchem Entscheidungsträger Kopfzerbrechen. (ung, 4.3.2016)