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Einst haben Studenten eine Stadt modelliert, die um das Geld des Hypo-Schadens gebaut werden könnte. Um aktuelle Versuche zur Schadensbegrenzung ist es derzeit nicht besonders gut gestellt.

Foto: Reuters / Heinz-Peter Bader

Wien – Hans Jörg Schellings Auftritt Dienstagabend sollte den großen Durchbruch bringen. Bei einer Bankenkonferenz in der deutschen Finanzzentrale Frankfurt – quasi in der Höhle des Löwen – bot der Finanzminister den Heta-Gläubigern ein "Zuckerl": Wenn sie die Einnahmen aus dem Schuldenrückkauf in Nullkuponanleihen zu 75 Cent investieren, würden sie in 18 Jahren einen Euro zurückbekommen.

Durchbruch ist bis jetzt allerdings keiner in Sicht, möglicherweise hat der Minister die Situation sogar verschlechtert. Denn: Bisher haben er und Kärnten vehement betont, dass der offerierte Schuldenschnitt nicht verhandelbar sei und nicht nachgebessert werde.

Plötzliche Kehrtwende

Dann kam plötzlich der zusätzliche Anreiz. In Gläubigerkreisen wird das als Zeichen gewertet, dass Schelling noch einmal nachbessern könnte. Entsprechend resolut fällt die Reaktion jener Investoren aus, die nach eigenen Angaben fünf Milliarden an Heta-Anleihen in ihren Depots halten und vereinbart haben, keine Abschläge zu akzeptieren.

Schellings Kalkül sah dem Vernehmen nach anders aus: Er wollte einen Keil in die Gläubiger treiben. Mit dem "sweetener" sollten jene Investoren, die ihre Heta-Forderungen auf Anraten der Europäischen Zentralbank auf 50 abgeschrieben haben, zum Einlenken bewegt werden. Das sind vor allem Banken und Versicherungen, die an der Börse notieren. Auf der anderen Seite befinden sich unregulierte Abbaueinheiten maroder deutscher Banken (zum Beispiel der Hypo Real Estate) und Hedgefonds.

"Kein Präzedenfall"

Doch der Versuch misslang: Der genannte Gläubigerpool machte wahr, was DER STANDARD am Freitag angekündigte hatte, und sprach seine Ablehnung des nachgebesserten Offerts aus. Eine Annahme sei nach wie vor nicht vertretbar, erklärte die Gruppe. "Es darf kein Präzedenzfall geschaffen werden, bei dem Gläubiger landesbehaftete und mündelsichere Schuldtitel erwerben und nachträglich – auf politischen Druck – auf einen großen Teil ihrer Ansprüche verzichten müssen." Das Rückkaufangebot an die Heta-Gläubiger werde folglich scheitern.

Spott und Häme

Auch die Nullkuponanleihe wird kritisch gesehen, da deren Marktwert sogar unter die von Kärnten gebotene Schwelle von 75 fallen könnte. In Londoner Finanzkreisen wurde wegen der umstrittenen Werthaltigkeit von Schellings Anleihen bereits der Ausdruck "Schnitzel-Bonds" kreiert. Zusatz der "Forbes"-Journalistin Frances Coppola auf Twitter: "dünn geschnitten und zu Tode geprügelt".

Was nun kommt? Am Freitag läuft das Angebot aus. Wenn bis dann keine Lösung zustande gekommen sein sollte, droht wegen der Haftungen für die einstige Hypo Alpe Adria die Pleite des Bundeslandes. Allerdings könnten sich die beiden Gruppen noch annähern. Ausreichend Panier hätten die Schelling-Bonds, wenn sie nur sieben Jahre liefen. Zwölf Jahre wären ein Mittelweg. (as, 4.3.2016)