Der Donnerbrunnen am Neuen Markt in Wien.

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Eine historische Karikatur des Donnersbrunnens von 1873: Wie der Donnerbrunnen aussehen müsste, "um vom Vandalismus des Pöbels verschont zu werden".

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Wien – Seit 1739 bildet der Providentiabrunnen das Zentrum des Neuen Marktes in der Wiener Innenstadt. Geschaffen wurde er von Georg Raphael Donner, einem der bedeutendsten mitteleuropä ischen Bildhauer, woraus sich auch die traditionelle volkstümliche Bezeichnung Donnerbrunnen ableitet. In der Mitte des Bassins hockt die Figur der Providentia, ihr zu Füßen vier Putten, den Brunnenrand garnieren wiederum vier Allegorien, die die Flüsse Enns, March, Traun und Ybbs verkörpern.

Ein besonderes Augenmerk gilt aktuell der Traun-Figur, weniger wegen ihres von Vorbeigehenden über die Jahre blankgetätschelten Popos, sondern weil dem jagenden Flussrepräsentanten ein essenzielles Accessoire abhandenkam. Konkret der sonst im Inneren des Beckens montierte Fisch. STANDARD-Recherchen zufolge wäre das bronzene Wirbeltier vor kurzem am helllichten Tag beinahe von Buntmetalldieben entführt worden. Beherzte Anrainer schlugen Alarm, ein Mitarbeiter des zuständigen Magistrats (MA 31) rückte aus und brachte den Fisch zeitgerecht in Sicherheit.

Huchen oder Forelle

Ob es sich dabei um einen Huchen oder eine Forelle handelt, können übrigens Kunsthistoriker nicht zweifelsfrei benennen, der Lachsfamilie zuordenbar ist er jedenfalls. Wann er wieder in sein Revier zurückkehren wird, ist angesichts des geplanten Tiefgaragenbaus derzeit ungewiss. Dann soll der denkmalgeschützte Brunnen sowieso vorübergehend und laut Bundesdenkmalamt selbstverständlich fachgerecht abgetragen werden.

Schon im Zeitalter der Prüderie, als man am Anblick der Nackedeis Anstoß nahm, wurden die Figuren auf Geheiß Maria Theresias in ein Depot verfrachtet, 1801 wieder aufgestellt und nach mutwilligen Beschädigungen 1871 endgültig entfernt. Zwei Jahre später hatte man sie zeitgerecht zur Wiener Weltausstellung durch Bronzeabgüsse ersetzt. Der drohende "Vandalismus des Pöbels" blieb dennoch ein Thema, wie eine Karikatur von 1873 belegt. Die Originale sind längst davor gefeit und befinden sich seit 1921 als Dauerleihgabe des Wien-Museums im Belvedere.

Bauwerk als Verkehrshindernis

In seiner wechselvollen Geschichte wurde das Bauwerk im Gemeinderat immer wieder als Verkehrshindernis bezeichnet. 1913 zog man eine Verlegung ans Ende der Wollzeile in Betracht, 1930 war eine Übersiedlung in den Stadtpark angedacht. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Brunnenanlage aus Sicherheitsgründen demontiert. Erst im April 1947 wurde sie wieder aufgebaut. (Olga Kronsteiner, 7.3.2016)