Adretter Auftritt beim Turnier: Faltenrockharnisch (um 1526) wohl im Besitz von Albrecht, Markgraf von Brandenburg, Herzog von Preußen

Foto: KHM-Museumsverband

Hochzeitskodex Erzherzog Ferdinands II.: Aufzug der Gonzaga von Sigmund Elsässer, 1582

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"Nächtliches Bankett" (Detail) von Wolfgang Heimbach, 1640 datiert

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"Karneval in Rom" von Johannes Lingelbach, um 1650/1651

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Hoftafel anlässlich der Verlobung der Erzherzogin Marie Christine mit Prinz Albert von Sachsen 1766. Von Johann Carl Auerbach, 1773

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Tischautomat mit Diana auf dem Kentauren von Hans Jakob I. Bachman, um 1602-1606

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Wien – "Aber keinen Goya zu haben ist für ein Museum wie das Kunsthistorische geradezu tödlich", schimpft Reger in Alte Meister. Nun, zum 125. Geburtstag des Hauses, gibt es aber endlich einen – zwar nur als Leihgabe des Prado, aber trotzdem hätte das "vielleicht sogar Thomas Bernhard gefallen", freute sich KHM-Generaldirektorin Sabine Haag am Montag. Goyas neckisches Blindekuhspiel, das Adel und sozial schlechter Gestellte am Rande eines Volksfestes beim gemeinsamen Zeitvertreib zeigt, ist auch wegen der Monumentalität dieses Sujets ohne Vergleich.

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"La gallina ciega (Das Blindekuhspiel)" von Francisco de Goya, 1788
Foto: Photographic Archive, Museo Nacional del Prado, Madrid

Das Gemälde ist Teil der großen Jubiläumsausstellung Feste feiern (bis 11. 9.) zu Festkulturen von Spätmittelalter und Renaissance bis zur Französischen Revolution, zu Banketten, Feuerwerken, Turnieren und Volksfesten.

Kunsthistorisches Museum Wien

Im Mittelsaal steht das höfische Festbankett im Zentrum. Zu sehen sind etwa ein 17 Meter langes Tafeltuch, das Kaiser Karl V. 1527 für ein Festbankett des Ordens vom Goldenen Vlies in Auftrag gegeben hatte, prunkvolle Bergkristallgefäße oder "Fangstühle", in denen Gäste so lange gefangen gehalten wurden, bis diese ihr "Willkomm-Glas" geleert hatten. "Ausstellbar ist vor allem das, was von den Festen übrig blieb", sagte Kuratorin Gudrun Swoboda. Doch es gibt Ausnahmen: Fragile Skulpturen aus geschmolzenem Zucker wurden nach Vorlagen von Festen der Medici eigens in der Toskana für die Schau hergestellt.

"Kampf zwischen Fasching und Fasten" (Detail), von Pieter Bruegel d. Ä.,
1559 datiert
Foto: KHM-Museumsverband

Vor allem bildliche Darstellungen vermitteln die Opulenz und Dekadenz der "Liebesfeste unter freiem Himmel", der Hof-, Volks- und Turnierfeste. Bilderschätze der hauseigenen Kollektion wie der Kampf zwischen Fasching und Fasten und der Bauerntanz von Pieter Bruegel d.Ä. (dem 2018 laut Haag "eine Jahrhundertschau" gewidmet sein wird) sind aber auch in die Schau einbezogen. Den Sprung in die Gegenwart unternimmt man mit einem Designer-Outfit von Alexander McQueen aus dem Victoria & Albert Museum in London, das einem knitter-, aber wohl nicht rostfreien Faltenrock-Harnisch im Vestibül des Museums gegenübergestellt ist.

"Bauerntanz" von Pieter Bruegel d. Ä., um 1568
Foto: KHM-Museumsverband

"Museum für alle"

Die Schau reiht sich in ein umfassendes Geburtstagsprogramm 2016, etwa mit Präsentationen zum Bau des Museums, zu Mäzenen aus der Reihe der Habsburger oder zur Gemäldegalerie. Der offizielle Geburtstag ist der 17. Oktober, aber man wolle "ein Jahr feiern", so Sabine Haag. Das Jahresmotto: "Museum für alle".

Zu diesem Motto passt, dass heuer alle Geburtstagskinder (egal welchen Alters) am Tag ihres Ehrenfestes freien Eintritt ins KHM genießen. Und auch die Jahreskarte bekommt "ein kleines Geschwisterchen": Für Teens und Twens von 19 bis 25 Jahren kostet die nur 19 statt 34 Euro.

Weitere Jubiläumsakktivitäten: Die aus fünfminütigen Folgen bestehende TV-Serie 100 Meisterwerke, in der Haag gemeinsam mit dem Autor Michael Köhlmeier Schätze des Museums vorstellt, startet heute, Montag, um 19.45 Uhr auf ORF III und wird dort zur selben Sendezeit an jedem Werktag fortgesetzt. Ein im Brandstätter Verlag erschienenes neues Buch von Philipp Blom und Veronica Buckley zeigt Neue Einblicke in das Kunsthistorische Museum Wien. KHM-Stories bietet eine neue Kunstvermittlungs-App an.

Zufriedenstellende Bilanz 2015

Freude fürs KHM rufen auch die Geschäftszahlen 2015 hervor. Zwar schloss man bei den Besuchern nicht an das Erfolgsjahr 2014, mit Besuchermagneten wie Velázquez und Fabergé, an, sondern zählte 1.384.553 Besucher (ein Fünf-Prozent-Rückgang). Insgesamt erzielte man 718.000 Euro Gewinn. Stabil blieb mit 40 Prozent der Eigenwirtschaftlichkeitsgrad, auf über 13 Prozent stieg die Eigenkapitalquote. Ausgeglichene Bilanzen bis 2017 ermöglicht das Auflösen von Reserven (1,7 Mio. Euro). Trotzdem sei 2018, nach zehn Jahren, eine "substanzielle Erhöhung der Basisabgeltung des Bundes" notwendig, so Geschäftsführer Peter Frey. Allein ein Inflationsausgleich würde die Summe auf 27 Mio. erhöhen. (kafe, APA, 7.3.2016)