Wenn das Netz zu oft stottert, können wohl Gewährleistungsansprüche geltend gemacht werden

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Das Youtube-Video ruckelt, der Download bricht ab, und das Hochladen der Urlaubsfotos in die Cloud dauert stundenlang: Datenintensive Nutzungsgewohnheiten zeigen schnell, wie belastbar die Netzverbindung tatsächlich ist. Vor allem Videostreaming-Dienste wie Netflix oder Amazon Prime sorgen für Hochbetrieb auf der Datenautobahn – und so manchen Stau.

So melden in den vergangenen Wochen beispielsweise Nutzer des vor allem in Wien tätigen Internetproviders UPC Ausfälle und langsame Verbindungsgeschwindigkeiten. Nach einem Bericht auf derStandard.at berichteten hunderte Nutzer von derartigen Problemen. Auch auf Twitter und Facebook gab es Beschwerden. Doch UPC-Chef Eric Tveter stellt ein flächendeckendes Problem in Abrede. Probleme mit Netflix gebe es hingegen, weil der Videostreaming-Service technische Änderungen vorgenommen habe.

Netflix kritisiert Netz

Die aktuellen Beschwerden über UPC sind nur ein Ausschnitt der Problematik. Das österreichische Internet fällt im Vergleich mit anderen europäischen Ländern zurück. Das belegt eine ganze Reihe von Studien, die teilweise von den IT-Unternehmen selbst durchgeführt werden. So misst Netflix regelmäßig, in welcher Geschwindigkeit seine Nutzer ihre Videos übertragen bekommen. Seit dem Start des sogenannten "Netflix Geschwindigkeitsindexes" vor anderthalb Jahren schneiden die größten Provider A1 und UPC immer schlechter ab. In keinem europäischen Land, in dem Netflix aktiv ist, sei das Netz laut Index schlechter als in Österreich.

Auch Akamai sieht schlechtes Netz

Natürlich ist die Netflix-Messung nicht repräsentativ und wird vom Anbieter dazu genutzt, Provider unter Druck zu setzen. Dennoch taugen die Daten durchaus als Indikator für die Netzkapazität, da Netflix als datenintensiver Dienst zu Stoßzeiten genutzt wird.

In einer eigenen Studie gelangt der große Internetdienstleister Akamai zu einem ähnlichen Resultat. Von 2013 auf 2014 sei die durchschnittliche Internetgeschwindigkeit hierzulande lediglich um 3,9 Prozent gestiegen. Damit ist Österreich europaweites Schlusslicht bei der Studie.

Breitbandmilliarde

Das Bewusstsein für diese Problematik ist bei der Politik durchaus vorhanden. Mit der Breitbandmilliarde sollen etwa Geschwindigkeiten von bis zu 100 Mbit/s auch in schwach besiedelten Gebieten möglich gemacht werden. Doch am auch von der Regierung vertretenen Modell, den Ausbau durch Provider zu fördern, regt sich mittlerweile heftige Kritik. So argumentiert die Harvard-Professorin Susan Crawford mit Blick auf die Situation in den USA, dass die Internetleitungen prinzipiell von öffentlicher Hand zur Verfügung gestellt werden sollten. Internetprovider könnten diese Leitungen dann mieten.

Im schwedischen Stockholm entschied sich die Stadtverwaltung für diese Gangart. Die Resultate sind beeindruckend: 95 Prozent der Einwohner verfügen über einen ultraschnellen Glasfaserzugang zu moderaten Preisen.

Hierzulande dominieren UPC und A1, deren Tarife preislich über dem europäischen Durchschnitt liegen. Beworben werden die Angebote meist mit einer Maximalgeschwindigkeit, die Kunden im Idealfall erreichen können. Doch was passiert, wenn Netze ständig überlastet sind? Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) rät Nutzern, regelmäßig Netztests durchzuführen und die Ergebnisse zu dokumentieren. "Überraschenderweise gab es bei uns noch keinen Rechtsstreit wegen zu langsamen Internets", heißt es auf Anfrage des STANDARD.

Regelmäßig testen

Auch die Arbeiterkammer (AK) Wien kennt in diesem Punkt keine Präzedenzfälle. "Wenn ich im Durchschnitt ständig auf demselben Niveau wie bei günstigeren Tarifen liege, frage ich mich als Kunde natürlich, warum ich mehr zahle", sagt Daniela Zimmer von der AK Wien. Auch sie empfiehlt regelmäßige Messungen und eine ordentliche Dokumentation, um etwaige Gewährleistungsfragen juristisch durchzufechten. (Fabian Schmid, 8.3.2016)