London/Wien – Eine kleine Schnurre aus der britischen Medienpolitik gefällig? Jüngst äußerte der frühere BBC-Manager Roger Mosey Sorge um die Qualität des Rundfunks im Königreich: Der Sport komme zu kurz! Weil die Formel 1 ausfällt – die BBC verzichtete aufgrund seines Sparplans –, drohe der Sender mit Kunstprogramm geflutet zu werden. Skandal!

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Mit Luxusproblemen dieser Art schlägt sich eine Rundfunkstation herum, die zwar ein gröberes Finanz-, nicht aber ein Qualitätsproblem hat. Denn mit der dreiteiligen Miniserie Der Mann an ihrer Seite, am Donnerstag auf Arte, behauptete der Broadcaster seine Serienkompetenz, die mit Werkstücken von Sherlock bis Top of the Lake keines Nachweises gebraucht hätte.

Rache einer betrogenen Ehefrau

In der Themenwahl sah man sich zeitlich vorausschauend. 1995 schrieb die Autorin Paula Milne das Drehbuch zu The Politician's Wife über die Rache einer betrogenen Ehefrau an ihrem Mann, einem konservativen Abgeordneten. Fünf Jahre davor hatte der ehemalige Konservative Michael Dobbs den Roman House of Cards geschrieben, der zur Vorlage einer britischen Serie und später zum Netflix-Pendant wurde. 2013 ging The Politician's Husband in Serie, im selben Jahr wie House of Cards in den USA.

Foto: Arte

Ähnlichkeiten sind offensichtlich. Ein Politiker, der über Leichen geht, kriminelle Handlungen nicht scheut, Gegner gegeneinander ausspielt, Freunde belügt, seine Frau benutzt: Das ist Aidan Hoynes (David Tennant), und am Beginn ist alles wie immer. Ein Mann will nach oben, seine brave Frau hilft nach Kräften. Freya Gardners (Emily Watson) Verbitterung kommt erst nach und nach zum Vorschein.

"Ich glaube, in dieser Löwengrube namens House of Commons gibt es etwas, das alle Politiker mehr oder weniger gleich agieren lässt", sagt Milne. "Ideologien treten in den Hintergrund, und übrig bleibt der parteiische, kriegerisch-kämpferische Aspekt. Das System scheint sie zu verrohen." (Doris Priesching, 9.3.2016)