Wien – Es sind hauptsächlich Kampagnenmitarbeiter, Journalisten und Kameraleute, die sich am Mittwoch um den Würstelstand am Wiener Albertinaplatz scharen. Der schwarze Präsidentschaftskandidat Andreas Khol lässt sich vom Wiener ÖVP-Chef Gernot Blümel die eigens mit dem Wahlkampflogo bedruckte Schürze umbinden und geht mit dem Würstelstandpersonal sicherheitshalber durch, welche die scharfen und welche die süßen Pfefferoni sind.

Foto: standard/urban

Es dauert einige Minuten, bis die Wünsche der Fotografen erfüllt sind, dann kämpft sich eine englische Touristin bis zur Ausschank durch. "What sausage do you like?", fragt der Kandidat im Würstelstand. "What's that one? That looks good." Khol identifiziert die "famous cheesekrainer" und versorgt die Britin noch mit Mannerschnitten und Almdudler. Zwei amerikanische Studentinnen wünschen sich Bratwurst-Hotdogs. "I'm no Bernie Sanders", sagt Khol, während er die Würstel ins Brot steckt – der US-Präsidentschaftsbewerber dürfte ihm zu links sein. Die Studentinnen würden aber ohnehin am ehesten für Hillary Clinton stimmen.

fischer

Wer sind die Drogendealer?

Als Journalisten und Mitarbeiter die letzten Senf- und Ketchupreste von den Papiertellern geputzt und auch Blümel und Khol sich ihre Würstel gegönnt haben, macht sich der Tross auf zum nächsten Händeschütteltermin bei der Polizeiinspektion am Karlsplatz. Auf dem Weg dorthin werden etwa 30 junge Italiener auf den Mann aufmerksam, dem so viele Kameras folgen – und johlen und rufen ihm zu. Khols "Buongiorno!" wird von der Menge begeistert erwidert.

Beim Spaziergang durch die Karlsplatz-Passage versuchen die meisten Passanten Ausweichmanöver. Ein Mann läuft Blümel und Khol vor die Füße, murmelt ihnen wütend etwas zu und ruft ihnen dann "Abcashen! Abcashen!" hinterher. Eine ältere Frau kommt dagegen breit lächelnd auf den ÖVP-Kandidaten zu und schüttelt ihm die Hand.

"Wer sind denn hier die Drogendealer?", fragt Khol den Oberst in der Polizeiwache beim Karlsplatz. "Quer durch alle Schichten", sagt der Oberst zum erstaunten Politiker. Und fragt später selbst, ob es denn heute noch recht stressig weitergehe für den Kandidaten. Nein, kein Stress, antwortet der, das sei "lustig – was glauben Sie, was ich sonst täte?" (Text: Sebastian Fellner, Video: Christian Fischer, 9.3.2016)