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Sérgio Fernando Moro richtet im Petrobras-Skandal

Foto: Reuters/Whitaker

Dass er Respekt vor großen Namen hätte, kann man Sérgio Fernando Moro spätestens seit der vorübergehenden Festnahme von Brasiliens Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva am Freitag nicht mehr nachsagen. Von seinem Büro in Curitiba aus leitet der Bundesrichter ein wahres Monsterverfahren im Zuge des "Operação Lava Jato" (Operation Autowäsche) genannten Petrobras-Skandals. Der halbstaatliche Erdölgigant steht im Zentrum eines Systems von Geldwäsche und Schmiergeldzahlungen. Das Gesamtvolumen übersteigt 14,5 Milliarden Real (3,5 Milliarden Euro), Schätzungen sprechen gar von 40 Milliarden Real. Die Untersuchungen richten sich gegen große Teile der politischen und wirtschaftlichen Elite des Landes, ermittelt wird gegen hunderte Personen und Firmen.

Am Dienstag schickte der Richter den Bauunternehmer und Milliardär Marcelo Odebrecht für mehr als 19 Jahre hinter Gitter. Insgesamt wurden in dem Prozess bereits 84 Urteile gefällt und Haftstrafen von mehr als 825 Jahren verhängt.

Korruptionsbekämpfer

Der als bescheiden und scheu beschriebene Moro hat nicht zufällig die Leitung des Prozesses inne: Er gilt als Brasiliens renommiertester Korruptionsbekämpfer. Im Jahr 2007 nahm er an einem Programm des US-Außenministeriums zum Kampf gegen Geldwäsche teil. "Lava Jato" ist nicht das erste derartige Verfahren für Moro, er war unter anderem auch am Prozess nach dem Mensalão-Skandal beteiligt, bei dem es um Stimmenkauf im Parlament während Lulas erster Amtszeit ging. Die Mensalão-Affäre brachte schon 2005 Lulas Regierung mächtig ins Wanken. Nun könnte die Petrolão-Affäre den Sturz der Regierung von Lulas Nachfolgerin und Vertrauter Dilma Rousseff und das Ende der seit 2003 dauernden Herrschaft der Arbeiterpartei PT bringen.

Nicht zuletzt deshalb wird auch Kritik an Moros Vorgehensweise laut. Die Festnahme Lulas sei unangebracht und respektlos gewesen, ließ Rousseff wissen, und auch ein Höchstrichter kritisierte, die bei der Razzia eingesetzte Gewalt sei ungerechtfertigt gewesen. Lulas Regierungszeit hatte mit Sozialprogrammen Millionen Brasilianern Wege aus der Armut geöffnet. Für viele gilt er als Held. Die Aufarbeitung des Skandals droht daher auch die Bevölkerung des Landes zu spalten.

Der 43-jährige Moro lebt in Maringá am südlichen Wendekreis im südbrasilianischen Bundesstaat Paraná, wo er auch Jus studierte. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. (Michael Vosatka, 9.3.2016)