Alkohol wird hauptsächlich von der Leber abgebaut. Regelmäßiger Alkoholabusus kann zu chronischen Entzündungsreaktionen führen.

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Innsbruck – Innsbrucker Wissenschafter berichten von einem innovativen therapeutischen Effekt bei einer alkoholbedingten Lebererkrankung. Das ist das Ergebnis einer Forschungsarbeit des Teams um den Gastroenterologen Herbert Tilg, teilte die Med-Uni Innsbruck am Donnerstag mit.

Die Blockade des körpereigenen Botenstoffs Interleukin-8 (IL-8) mittels synthetisch hergestellter Pepducine könnte demnach den entzündlichen Prozess der alkoholischen Fettlebererkrankung stoppen und die mit der Erkrankung verbundene hohe Mortalität senken, heißt es vonseiten der Forscher.

Die alkoholbedingte Steatohepatitis (chronische Leberentzündung) geht mit einer bis zu 40-prozentigen Mortalität einher. "Die massive Einwanderung neutrophiler Granulozyten (Entzündungszellen; Anm.) in die Leber, also den Ort der Entzündung, ist Ausdruck einer überzogenen Immunreaktion des Körpers. Diese Überschwemmung mit Entzündungszellen führt zur Zerstörung des Lebergewebes und damit zur Einschränkung ihrer Funktion. Die Blut- und Serumspiegel von IL-8 sind bei entzündlichen Lebererkrankungen sehr hoch und korrelieren mit der Mortalität", erklärt Tilg.

Interleukin-8 hemmen

Eine Untersuchung seiner Arbeitsgruppe in Kooperation mit Nicole Kaneider-Kaser von der University of Cambridge, die auch im Magazin GUT publiziert wurde, belege nun die Effizienz der Blockade von IL-8 für die Therapie alkoholischer Lebererkrankungen.

"Der Nachweis gelang in dem von uns etablierten und vielfach bewährten alkoholischen Lebermodell in der Maus, in dem wir IL-8 durch den Einsatz sogenannter Pepducine spezifisch hemmten, wodurch die neutrophilen Granulozyten kein Signal zur Einwanderung in die Leber erhalten. Die Invasion der Leber durch Entzündungszellen bleibt aus", sagt Erstautorin Verena Wieser. Die Wirkung der IL-8 Inhibition zeigte sich in verminderten Entzündungsreaktionen und einem Rückgang der Mortalität auch bei etablierter Leberentzündung.

Synthetisches Pepducine

Pepducine sind synthetisch relativ einfach herzustellen und in der Lage, hoch-selektiv und spezifisch G Protein-gekoppelte Rezeptoren wie etwa jenen des Chemokins IL-8 zu aktivieren oder zu inhibieren. Bei bestimmten Krebsformen sind Pepducine bereits in klinischer Erprobung.

"Nachdem IL-8 als eines der wichtigsten Chemokine eine fundamental Rolle im Prozess der Zellwanderung einnimmt und Pepducine auf synthetischem Weg relativ einfach vom Labor auf den Arzneimittelmarkt zu bringen wären, könnte dieser neue Therapieansatz ein Erfolgsmodell translationaler medizinscher Forschung werden", hofft Gastroenterologe Tilg (APA, red, 10.3.2016)