Moskau – Bei einem Angriff auf ein Fahrzeug mit Journalisten und Menschenrechtlern haben Unbekannte in der russischen Konfliktregion Nordkaukasus acht Menschen verletzt. Unter den Überfallenen in der Teilrepublik Inguschetien waren auch Reporter aus Schweden und Norwegen. Das Außenministerium in Oslo forderte am Donnerstag eine Erklärung von Moskau.

Der Menschenrechtsbeauftragte beim Kreml, Michail Fedotow, verlangte eine harte Bestrafung der Täter. Auch die Organisation Human Rights Watch (HRW) verurteilte den Angriff scharf.

Kleinbus gestoppt

Etwa 20 Maskierte hätten den Kleinbus gestoppt, die Insassen herausgezerrt und das Fahrzeug in Brand gesetzt, sagte Dmitri Utukin von der Organisation Komitee gegen Folter dem Moskauer TV-Sender Doschd. Die Angreifer hätten die Gruppe als "Terroristen" beschimpft und mit Knüppeln traktiert, berichtete der russische Journalist Jegor Skoworoda. In dem Auto seien auch Dokumente und Technik verbrannt.

Die Regierung von Inguschetien bestätigte den Zwischenfall am Mittwochabend im Grenzgebiet zur Teilrepublik Tschetschenien. Drei Verletzte seien in ein Krankenhaus gebracht worden, hieß es. Medien berichteten von Schnitt- und von Platzwunden sowie von Prellungen.

Wiederholte Verstöße

Die Journalisten seien seit ihrer Ankunft im Nordkaukasus überwacht worden, sagte Utukin. Bei der Pressetour wollte die Gruppe unter anderem Opfer von Menschenrechtsverletzungen treffen.

Russland war vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wegen solcher Verstöße wiederholt zu hohen Schadensersatzsummen verurteilt worden.

Im Nordkaukasus sind Aktivisten und kritische Journalisten immer wieder Ziel von Angriffen. Der Mord an der Menschenrechtlerin Natalia Estemirowa löste 2009 international Empörung aus. Die Tat ist weiter nicht aufgeklärt.

Erst vor kurzem war das Büro des Komitees gegen Folter in der tschetschenischen Hauptstadt Grosny verwüstet worden. Vorwürfe, wonach die örtlichen Behörden hinter den Attacken stecken, weist der kremltreue autoritäre Republikchef Ramsan Kadyrow zurück. (APA, 10.3.2016)