Die Zeit ohne Pollenflug wird immer kürzer, beklagt Katharina Bastl vom Österreichischen Pollenwarndienst.

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Wien – Dieser Winter war laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik der zweitwärmste in der knapp 250-jährigen Messgeschichte. Für Pollenalergiker heißt das: Die Saison wurde früh eingeläutet, das unbeständige Wetter bremste den Pollenflug aber wieder. Vertraut man den Wetterprognosen, dürften diese Schwankungen das ganze Jahr prägen. "Das ist für Allergiker schwer zu verkraften", sagte Katharina Bastl vom Österreichischen Pollenwarndienst am Donnerstag.

Die Pollenbelastung ergibt der Expertin zufolge im Jahr 2016 keine "schöne Kurve" mit einem langsamen Anstieg und einer konstanten Belastungszeit. Laut Prognosen gibt es stattdessen viele intensive Spitzen, die sich mit weniger belastenden Pollenzeiten abwechseln. "Das Immunsystem kann sich auf diese Belastung schlechter einstellen", erklärte Bastl.

Voraussichtlich Mitte März wird es eine solche Spitze geben, denn um diese Zeit beginnt heuer die Esche zu blühen. Ihre Blüte wird allerdings weniger intensiv ausfallen als jene der Birke, die Allergikern ab Ende März das Leben schwer machen wird. Ende April tragen die Gräser dann ebenfalls ihren Beitrag zum Pollenflug bei. Ab Juli blühen Beifuß und Ragweed, letzterer sogar bis Oktober.

Kaum Zeit zum Verschnaufen

"Die Zeit ohne Pollen in der Luft ist ohnehin nur mehr sehr kurz", ergänzte Bastl. In Österreich wird vor allem in Städten immer öfter die Purpurerle angepflanzt, die rund um Weihnachten in voller Blüte steht – "in einer Zeit, in der Allergiker nicht mit Beschwerden rechnen", beklagte die Expertin die künstliche Verlängerung der Leidenszeit für Betroffene. Das bedeutet: "Dort wo die Purpurerle verbreitet ist, verkürzt sich die pollenfreie Zeit auf nur noch zwei Monate im Jahr", so Bastl.

Oft schleppen sich Leute mit einer Allergie jahrelang herum, ehe sie einen Arzt aufsuchen und eine echte Diagnose erhalten. "Wenn ein Schnupfen länger dauert als eine Woche, dann ist es höchstwahrscheinlich eine Allergie", stellte Reinhart Jarisch, Stellvertretender Leiter des Floridsdorfer Allergiezentrums (FAZ), klar und forderte Betroffene auf, bei ersten Symptomen einen Allergietest zu machen. Laut Erika Jensen-Jarolim vom Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung der Medizinischen Universität Wien werden die Diagnosemethoden immer besser. Vor allem die Neuheit der molekularen Allergiediagnose sei "beim Patienten angekommen" und habe eine "hohe Treffsicherheit".

"Dabei lässt sich ganz exakt herausfinden, welche Eiweiß-Bestandteile in einem Allergen für die Allergie verantwortlich sind", so Jensen-Jarolim. "Besonders treffsicher, wenig belastend und als Screening-Methode bei Pollenallergien bestens geeignet ist der Allergen-Mikrochip mit über 100 Allergen-Molekülen. Der Test ist allerdings nicht überall möglich, denn er erfordert spezielles Wissen für die Interpretation der umfassenden Ergebnisse", ergänzte die Expertin.

Therapieformen

Jarisch empfahl Betroffenen neben Pollenfiltern außerdem Vermeidung durch "zu Hause bleiben" oder "nicht auf der Donauinsel joggen gehen". In zweiter Instanz würden Antihistamin-Tabletten oder Cortisonsprays aus der Apotheke helfen. Zudem gibt es noch die Möglichkeit der Allergie-Impfung an, die allerdings eine lange Therapietreue erfordere. "Die Dosis wird langsam gesteigert, wodurch ein Gewöhnungseffekt entsteht. Das Immunsystem lernt, die Allergie-Auslöser wieder zu tolerieren", erklärte Jarisch. Behandelt werden sollte eine Allergie auf jeden Fall, sonst könnte sie im schlimmsten Fall in einer Asthma-Erkrankung enden.

Uwe Berger, Leiter des Österreichischen Pollenwarndienstes, legte allen Allergikern außerdem die sogenannte Pollen-App nahe. Für die Nutzer gebe es sowohl einen Fragebogen, um festzustellen, ob man überhaupt Allergiker ist, sowie Pollenwarnungen und Berechnungen zur Tagesbelastungen am persönlichen Standort. Zudem könne man mit der App nach geeigneten Ärzten suchen. (red, APA, 10.3.2016)