Pädagogische Hochschulen müssen ab dem Herbst 2016 mit Universitäten kooperieren.

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Wien – Bei der Umsetzung der neuen Lehrerausbildung in Ostösterreich spießt es sich: Nach der Studierendenvertretung der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule (KPH) Wien/Krems und der Uni für Angewandte Kunst hat am Donnerstag auch die Leitung der KPH selbst Bedenken geäußert. Mit Herbst muss die KPH wie alle Pädagogischen Hochschulen ihre Studien in Kooperation mit Unis anbieten, die neuen Studienpläne sind aber umstritten.

Die Sorge um gekürzte Praxiszeiten, ungelöste organisatorische Fragen und das Fehlen aller künstlerischen Fächer im Studienangebot sei verständlich, zitiert die "Kathpress" aus einer Stellungnahme von KPH-Rektor Christoph Berger. Für ihn ist das neue Curriculum nur ein "erster Verhandlungskompromiss". Es sei allen klar, dass es nicht der Ende des Weges sein könne, zeigte er Verständnis für die Forderungen der Studenten.

Pendeln zwischen vier Standorten

Derzeit werden Lehrer für AHS und berufsbildende mittlere und höhere Schulen (BMHS) an den Unis bzw. Kunstunis und Pflichtschullehrer an den PH ausgebildet. Ab dem kommenden Studienjahr müssen allerdings die Lehrer für die Sekundarstufe (AHS-Unterstufe, NMS) gemeinsam ausgebildet werden. Die Pädagogische Hochschulen dürfen das nur im Verbund mit Unis tun, beide Seiten müssen dabei idente Studienpläne einsetzen. Im Falle der KPH wird die neue Ausbildung gemeinsam mit Uni Wien, PH Wien und der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik (HAUP) im sogenannten Verbund Nord-Ost angeboten. Diese Konstruktion hat bei den Studenten unter anderem die Befürchtung ausgelöst, dass sie künftig zwischen vier Studienorten pendeln müssen; die KPH will ihnen hier entgegenkommen.

Die neuen Studienpläne hat die KPH-Studierendenvertretung bereits abgelehnt. Sie beklagt unter anderem die Kürzung der Praxisstunden, bei denen angehende Lehrer im Klassenzimmer den Unterricht beobachten und selbst lehren. Bisher waren dafür 30 ECTS (ein Semester) im sechssemestrigen Studium vorgesehen, künftig sollen es 10 ECTS in nunmehr acht Semestern Bachelorstudium sein. Während die Neuerung für die bisher sehr praxislastigen Pädagogische Hochschulen eine deutliche Reduktion bedeutet, bringt sie für die bisher an den Unis ausgebildeten Studierenden hingegen fast doppelt so viele Praxisstunden: bisher gab es hier nur sechs ECTS für reinen Schulkontakt.

Uni Wien sieht keinen Bedarf für mehr Praxis

An der Uni Wien sieht man deshalb vorerst auch keinen Bedarf für einen weiteren Ausbau der Praxisstunden, so der Leiter des Zentrums für LehrerInnenbildung, Lutz-Helmut Schön, zur APA: Zu Beginn des Studiums sei eine rein akademische Ausbildung wichtig, damit den angehenden Pädagogen ein theoretisch begründetes Verhalten ermöglicht wird und sie nicht stattdessen in jene Verhaltensmuster zurückfallen, die sie noch von ihren eigenen Lehrern kennen. (APA, 10.3.2016)