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Insbesonder auf Vertragsgeräten findet sich oft eine illustre Sammlung an Apps, nach denen der Nutzer nie verlangt hat.

Hotelsuchmaschinen, Virenscanner, Free2Play-Games – viele Smartphones bringen nicht nur das übliche Standard-Repertoire an Apps mit, sondern darüber hinaus auch noch einen Schwall an Programmen von Drittherstellern. Nicht immer zum Vergnügen des Nutzers, insbesondere wenn sie sich nicht einfach entfernen lassen.

Das Phänomen ist nicht neu, schon seit es möglich ist, Handys mit Zusatzsoftware zu bespielen, wird diese Praxis gepflegt. Warum die für den Kunden meist nervige Praxis immer noch existiert, hat man bei The Verge versucht nachzuvollziehen.

"ARPU", der "zornige Gott"

Kern des Übels , so die Erkenntnis, ist der "ARPU". Die Abkürzung steht für den "Average Revenue per User", also den durchschnittlichen Umsatz, der mit einem Kunden erzielt wird. Der "zornige Gott", wie ihn Autor Dieter Bohn metaphorisch umschreibt, wird vor allem von den Betreibern angebetet. Schon vor zehn Jahren war es für diese von hoher Bedeutung, welche Software auf die damals meist nur ansatzweise smarten Handys aufgespielt werden konnte, um die Kasse klingeln zu lassen.

Dass Apple diese Praxis verweigerte, war damals ein Novum. Der Konzern, der damals mit seinem iPhone Fahrt aufzunehmen begann, bewies letztlich, dass sich der Umsatz pro Nutzer auch ohne Bloatware steigern lässt. Eine Erkenntnis, die aber offenbar nicht von Bestand war.

Verzweiflungsakt

Laut Zahlen von Strategy Analytics sind mittlerweile die Durchschnittsumsätze bei vielen US-Providern drastisch gesunken, nachdem sie zwischen 2012 und 2014 noch stagniert waren. Diese scheinen darauf immer verzweifelter zu reagieren, denn sie wollen sich neue Geschäftsfelder erschließen, um den Absturz des Geschäfts mit Telefonie und SMS zu kompensieren.

AT&T platziert etwa Werbung für sein neues Tochterunternehmen DirecTV in den Benachrichtigungsleisten der Android-Smartphones seiner Kunden. Verizon installiert am Samsung Galaxy S7 laut Walt Mossberg 13 Apps.

Neben drei Amazon-Stores und einem Navigationsprogramm versucht man außerdem, den Käufer dazu zu bekommen, einen eigenen Messenger des Betreibers zu nutzen und ihn mit Warnmeldungen zu möglichem Datenverlust für den eigenen Cloud-Service zu gewinnen. Viele Handyhersteller spielen mit, weil sie im Gegenzug gut in den Verkaufskanälen der Carrier platziert werden.

Alternative: Entsperrte Geräte

Derartige Aufdringlichkeit ist freilich nicht auf jedem Markt gegeben, zumal die Konkurrenz unter den Anbietern von unterschiedlicher Intensität und das Angebot an Alternativen zu klassischen Vertragstarifen von variierendem Umfang ist. Dass vom Provider gelieferte Smartphones auch in Österreich stärker zum Werbevehikel werden, ist aber nicht auszuschließen. Denn auch in der Alpenrepublik versuchen sich die Telekomanbieter in Sparten wie Videostreaming zu etablieren.

Die Lösung ist, jedenfalls in der Theorie, einfach. Wer ein Smartphone möchte, das nicht mit unzähliger Zusatzsoftware bespielt ist und dem Provider einen Werbekanal öffnet, sollte ein entsperrtes Gerät kaufen (Obacht: Auch manche Hersteller erwirtschaften ein Zubrot durch das Vorinstallieren von Drittangeboten).

Die unmittelbaren Anschaffungskosten sind dabei zwar höher, dafür erspart man sich aber nicht nur die Bloatware, sondern kann künftig über Prepaid-Karten Surfen und Telefonieren. Dort liegen Kosten für Minute, SMS und Megabyte umgerechnet meist deutlich unter Verträgen mit inkludiertem Handy und Zweijahresbindung. (gpi, 11.03.2016)