Sie steht wieder einmal unmittelbar vor der Tür, und Allergiker halten bereits die Luft an. Sobald die ersten Pollen fliegen, startet die Allergiesaison. Schnupfen, Husten, Augenjucken: Allergiker lassen über sich ergehen, was unabänderlich zu sein scheint. Alle, die endlich einmal genau wissen wollen, was mit ihnen los ist, können mit dem Anti-Allergie-Buch einen neuen Anlauf nehmen.
Die Sache ist komplex: Das Krankheitsbild hat viele Gesichter, die Ursachen sind unklar und Therapien eine Art Work in Progress. Doch wenn ein Mediziner und ein Wissenschaftsjournalist sich zusammentun, wird diese Komplexität plötzlich ganz plausibel und einleuchtend.
In kongenialer Weise bereiten der Allergiespezialist Rudolf Valenta und der Wissenschaftsjournalisten Alwin Schönberger die Wissens- und Forschungslage umfassend auf, und zwar so, dass es auch für Laien klar und verständlich bleibt. Das Buch beginnt mit einem Blick in die Zukunft und schwenkt dann zurück in die Geschichte, wo der Begriff des Frühsommerkatarrhs erstmals 1802 auftaucht.
Fehlalarm im System
Allergien gelten als eine Seuche der industrialisierten Welt. Was Großstädte mit der körpereigenen Abwehrkraft zu tun haben, ist hier komprimiert. Dafür hat man Forscher in die Labore begleitet, gießt wissenschaftliche Studien in einen erzählerischen Kontext und geht allen gängigen Theorien der Entstehung nach. Man lernt neue Worte, etwa Birkenkätzchenanalyse.
Spätestens in der Mitte des Buches liegt die komplexe Wechselwirkung zwischen Mensch und Umwelt auf dem Tisch. Die überaus konsistente Schilderung vermittelt streckenweise den Eindruck, eine Lösung stünde unmittelbar bevor. So weit ist es noch nicht. Die Autoren warnen aber vor Scharlatanen und räumen gängige Missverständnisse aus. Ein paar mehr Grafiken wären hier und da schön gewesen – der Wissensgewinn für alle, die einen Einblick in die Erkrankung bekommen wollen, funktioniert aber auch ohne tadellos, eine Pflichtlektüre für mündige Allergiker. (Karin Pollack, 12.3.2011)