Französische Forscher fanden im Oman an der Grabungsstätte Mudhmar Ost verschiedene Waffen, die aus der späten Bronzezeit zwischen 900 und 600 vor unserer Zeitrechnung stammen. Das Besondere am Fund: Die Gegenstände wurden komplett aus Bronze gefertigt und daher wahrscheinlich nicht als Waffen eingesetzt.

Zu den Funden gehörten fünf vollständige Bögen, die nicht als Waffe genutzt werden konnten: Selbst die Sehne wurde aus Bronze gefertigt. Dies sind die ersten Funde von Pfeil und Bogen aus Metall im mittleren Osten; die relativ geringe Größe von 70 Zentimetern spricht dafür, dass die Objekte verkleinerte Darstellungen echter Waffen waren.

Foto: Guillaume Gernez / Mission archéologique française en Oman central

Die beiden hier abgebildeten Köcher und ihre jeweils sechs Pfeile – ebenfalls aus Kupfer – sind etwa 35 Zentimeter lang und damit ebenfalls kleiner als die üblicherweise im Kampf benutzten Pendants. Köcher wurden in der Regel aus Leder gefertigt und sind daher selten Teil archäologischer Funde, da das Material zersetzt wird. Auf der Arabischen Halbinsel ist dies auch das erste Mal, dass metallene Köcher entdeckt wurden.

Foto: Guillaume Gernez / Mission archéologique française en Oman central

Daneben wurden auch fünf Dolche mit sichelförmigem Knauf – charakteristisch für die späte Bronzezeit – sowie fünf Streitäxte entdeckt, einige davon in unvollständigem Zustand. Zu jener Zeit entwickelte sich die Metallproduktion auf der Arabischen Halbinsel und verlief parallel zur Entstehung komplexerer Gesellschaften, was sich archäologisch durch das Auftreten monumentaler Architektur und den zunehmenden Bau befestigter Stätten zeigt.

Foto: Guillaume Gernez / Mission archéologique française en Oman central

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In diesem 3D-Modell das Hauptgebäudes von Mudhmar Ost ist mittig-links der Raum zu sehen, in welchem die Waffen gefunden wurden. Die Fundstätte liegt im Zentraloman an der Grenze zwischen den Oasen- und Wüstenregionen des Landes, an einem strategisch nicht irrelevanten Punkt: Hier laufen mehrere Handelsrouten zusammen.

Erst 2009 entdeckte das französische Forschungsteam um Guillaume Gernez hier zwei Gebäude aus Sandsteinblöcken und Lehmbausteinen. Gernez von der Universität Paris-Ouest-Nanterre leitet seit 2011 die Grabungen, die vom Ministerium für Erbe und Kultur des Sultanats Oman sowie dem französischen Außenministerium gefördert werden.

Foto: Raphaël Hautefort / Mission archéologique française en Oman central

Die Fundstücke befanden sich in einem offenbar türlosen Raum. Die Forscher vermuten, dass sie entweder auf Regalen und Möbelstücken positioniert oder an den Wänden aufgehängt wurden und heruntergefallen sind.

Wofür die Waffen, die nicht zum Kämpfen benutzt werden konnten, geschaffen wurden, ist nicht ganz klar. In den Gebäuden fand man jedoch auch Keramikfragmente für die Verbrennung von Räucherwerk und kleine, aus Bronze gefertigte Schlangen, die in jener Zeit oft mit Ritualen in Verbindung gebracht werden. Daher nehmen die Forscher an, dass die Gegenstände einer Kriegsgottheit oder wichtigen Persönlichkeiten geschenkt wurden. (sic, 12.3.2016)

Foto: Guillaume Gernez / Mission archéologique française en Oman central