Wien – Im internationalen Vergleich sei der heimische Kapitalmarkt zwar nur ein kleines Rädchen, aber eines, dem Investoren vertrauen. Dennoch merke man stark, dass hierzulande eine große Risikoscheu herrsche. So fasst Finanzminister Hans Jörg Schelling die Lage des österreichischen Finanzmarkts zusammen. Denn weder etabliere sich eine nennenswerte Risikokapitalszene, Unternehmen wagten sich nicht an die Börse, und Sparer horteten ihr Geld lieber am Sparbuch, als dieses zu investieren.

Um zumindest die Kreditklemme zu lockern, soll eine Mittelstandsfinanzierungsgesellschaft etabliert werden. Hier spieße es sich aber an Details, "weil Beihilfen EU-rechtlich streng geregelt sind", sagte Schelling Donnerstagabend vor Finanzjournalisten. Nicht recht vom Fleck kommt die Regierung auch bei der staatlich geförderten Zukunftsvorsorge. Das alte Modell liegt nach der Ausstoppung vieler Verträge quasi auf Eis. Eine diesbezügliche Evaluierungsphase ist laut Schelling "erst teilweise fertig". Zudem sei es mit dem Koalitionspartner schwierig, risikoreichere Modelle zu etablieren. Daher richtete Schelling einen Appell an die Finanzbranche, hier neue Modelle zu überlegen.

Hausaufgaben sieht Schelling derzeit aber vor allem bei den Banken. Diese müssten ihre Profitabilitätskrise lösen. Neue Anbieter und Online-Services würde das Kerngeschäft der Institute bedrohen. Selbst wenn die Bankenabgabe fallen würde, hieße das laut Schelling nicht, dass die Häuser wieder profitabel wären. Hier gehöre angesetzt, "damit auch die Sicherheit im Sektor erhöht wird", fasst Schelling zusammen. (bpf, 11.3.2016)