Die schöne Ava Fleury im "Tatort" aus Luzern.

Foto: ORF/ARD/Daniel Winkler

"Der Lastwagen war nicht ihr einziger Verkehr." Diese Formulierung muss einem erst einmal einfallen, wenn man ausdrücken möchte, dass ein Mädchen, das auf der Landstraße von einem Lkw überrollt wurde, kurz zuvor noch Sex hatte. In der Kategorie "Humor, wie man ihn nur von Leuten lernt, die beruflich mit dem Tod zu tun haben" steht der aktuelle Tatort aus Luzern (Sonntag, 20.15 Uhr, ORF/ARD) damit jedenfalls gut da.

Als die Leiterin der Spurensicherung so spricht, steht bereits im Raum, dass die Ermittler Reto Flückinger (Stefan Gubser) und Liz Ritschard (Delia Mayer) es nicht mit einem Verkehrsunfall zu tun haben. Tatsächlich war die schöne Ava Fleury schon vorher tot, den übermüdeten Lkw-Fahrer trifft keine Schuld.

Das Drehbuch will in höhere Kreise. Es geht in ein Eliteinternat, wo "zukünftige Diktatoren" groß werden – womit auf das Gerücht angespielt sein dürfte, der nordkoreanische Anführer Kim Jong Un habe sich in einer ebensolchen Schweizer Anstalt bilden lassen. Unter der noblen Oberfläche wuchert das Triebhafte. Der eine dealt, des anderen Zimmer ist ein Lager sauberen Urins, mit dem man Drogentests besteht.

Ein gewisser Fad Al-Numi (Hassan Akkouch) ist den Ermittlern nah und doch fern. Er ist bei seinem Bruder, einem Minister aus den Arabischen Emiraten, der sich für den Staatsbesuch im Hotel National eingemietet hat und diplomatische Immunität genießt. Die Folge Kleine Prinzen ergeht sich nämlich überdies in Politwirren und kulturellen Unterschieden.

Ein Thema, das, abgehandelt in der Welt der Reichen und Mächtigen, ebenfalls nah und gleichzeitig fern bleibt. (Roman Gerold, 12.3.2016)