Leonardo Bonucci kennt bayerische Schwachpunkte.

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München/Barcelona – Juventus Turin geht am Mittwoch personell geschwächt ins Achtelfinal-Rückspiel der Champions League bei Bayern München (20.45 Uhr/ZDF und Sky). Mit Giorgio Chiellini, und Martín Cáceres, Paulo Dybala und Claudio Marchisio fehlen vier Stammkräfte. Stürmer Dybala klagte nach dem Training am Montag über Beschwerden und hat sich eine Muskelverletzung im linken Unterschenkel zugezogen. Marchisio erlitt am Montag einen Muskelfaserriss in der linken Wade. Abwehrrecke Chiellini wurde nach seiner Wadenverletzung nicht rechtzeitig fit.

Während der Argentinier Dybala (22) wohl nur wenige Tage ausfällt, wird der italienische Nationalspieler Marchisio (30) laut Juventus drei Wochen fehlen. "Totaler Notstand gegen Bayern", schrieb "Tuttosport". Immerhin: Mario Mandzukic, der zuvor wegen Leistenproblemen nicht trainieren können, absolvierte am Dienstag die komplette Einheit mit dem Team. Der Kroate hat mit den Deutschen noch eine Rechnung offen. Im speziellen mit seinem ehemaligen Coach Pep Guardiola: "Der wollte nicht, dass ich Torschützenkönig werde, mit dem würde ich noch nicht einmal einen Kaffee zusammen trinken", sagte der Kroate der Süddeutschen Zeitung.

Es nagt noch immer an dem Stürmer, dass er nach dem Gewinn des Triples mit Jupp Heynckes unter dessen Nachfolger immer weniger eine Rolle spielte. Der 29-Jährige passte nicht in Guardiolas Spielphilosophie und saß in der Endphase der Bundesligasaison 2013/14 häufig auf der Bank.

"Es wird ein gewaltiger Kampf, wir fahren voller Enthusiasmus und fest entschlossen, die nächste Runde zu erreichen, nach München", sagte Verteidiger Leonardo Bonucci. "Uns ist voll bewusst, wie stark sie sind, aber sie haben auch einige Schwachpunkte, die wir ausnützen wollen."

Ein Wettstreit der Systeme dürfte bevorstehen: Hier ein Team, das den Ballbesitzfußball à la Guardiola fast perfektioniert hat. Dort eine "typische italienische Mannschaft, die auf unsere Fehler lauern wird", wie Philipp Lahm anmerkte. Deshalb müsse der FC Bayern "über 90 Minuten hellwach sein".

In der Offensive hat Guardiola erstmals seit langem ein Luxusproblem. Vier prominenten Profis droht gegen Juve die Ersatzbank. "Ich liebe meinen Beruf, aber ich hasse diese Situationen", sagte der Trainer über die harten Entscheidungen, die ihm bevorstehen. Gesetzt sind im vorderen Bereich nur Robert Lewandowski, Müller und Robben – wenn er fit ist. Bleiben zwei Plätze im offensiven Mittelfeld. Hier haben wohl Douglas Costa und Thiago gegenüber Mario Götze, Kingsley Coman und Franck Ribéry leichte Vorteile. Vor der Abwehr dürfte Ex-Juve-Profi Arturo Vidal den Vorzug vor Xabi Alonso erhalten. Die Abwehr stellt sich nach Ausfällen von Jerome Boateng, Holger Badstuber und Javi Martínez von selbst auf. David Alaba dürfte wieder als Linksaußen aufgeboten werden.

FC Bayern München

Guardiola: "Ich weiß, was passiert, wenn wir nicht gewinnen. Ich akzeptiere diese Rolle und diesen Druck. Ich weiß, dass das passieren kann", meinte der Spanier über die Favoritenrolle und ein mögliches Aus. Nach dem relativ komfortablen 2:2 im Hinspiel streben die Münchner zum fünften Mal in Serie das Viertelfinale an – das wäre Vereinsrekord. Alles andere wäre ein Scheitern. Guardiola, der im Sommer zu Manchester City wechselt, bliebe trotz seiner nationalen Titel ein Unvollendeter.

Sein Team hat die letzten neun Heimspiele gewonnen – und das mit dem beeindruckenden Torverhältnis von 36:4. "Wir sind eine Mannschaft, die nach vorne spielt, die Tore schießen will", stellte Lahm klar.

Juventus wiederum ist in der Serie A seit Oktober ungeschlagen und hat von den seither 19 Spielen 18 gewonnen. Guardiola hob in erster Linie die Defensivstärke der Italiener heraus: "Wir spielen gegen eines der besten Teams in Europa. Sie haben in den letzten zehn Spielen kein Tor bekommen, daher erwarten wir ein sehr kompliziertes und unangenehmes Spiel." Die Ausfälle beim Gegner bedeuten für ihn keinen Vorteil. "Es bleibt Juventus. Der Spirit ist der gleiche. Sie haben mit dieser Mentalität 1000 Millionen Titel gewonnen."

Sein Kollege Massimiliano Allegri dagegen, speilte die Bedeutung herunter: "Diese Partie und die Champions League überhaupt sind eine Besessenheit der Journalisten, für uns hingegen nur ein Traum. Falls es nicht klappt, konzentrieren wir uns eben weiter auf Scudetto und Pokal."

Barca wohl durch

Im zweiten Duell des Tages dürfte der in Hochform agierende FC Barcelona nach einem 2:0 bei Arsenal nicht mehr zu gefährden sein. Bei den Engländern hält sich die Zuversicht vor dem Rückspiel in Grenzen. Nur die größten Optimisten glauben an eine Chance beim von Sieg zu Sieg eilenden Titelverteidiger. "Die Saison ist noch nicht vorbei. Wir können es uns nicht leisten, nach Barcelona zu fahren und das Spiel abzuschenken", erklärte Innenverteidiger Per Mertesacker trotzdem. "Wir müssen attackieren und das ist die einzige Möglichkeit."

Thema Nummer eins bei den Londonern ist derzeit die Zukunft von Trainer Wenger. In der Premier League ist der Titel kaum noch möglich, und der historische Hattrick im FA-Cup hat sich auch erledigt. "Danke für die Erinnerungen, aber es Zeit, Goodbye zu sagen", war kürzlich auf einem Plakat im Emirates Stadium zu lesen. In Medien wird spekuliert, dass der 66-jährige Franzose den Klub vor Ablauf seines bis 2017 laufenden Vertrages verlassen könnte. (sid, apa, red – 15.3. 2016)

Mögliche Aufstellungen:

München: Neuer – Lahm, Kimmich, Benatia, Alaba – Vidal – Robben (Ribéry), Müller, Thiago, Costa – Lewandowski. – Trainer: Guardiola

Turin: Buffon – Lichtsteiner, Barzagli, Bonucci, Evra – Khedira, Sturaro – Cuadrado, Pogba – Mandzukic, Morata. – Trainer: Allegri

Schiedsrichter: Jonas Eriksson (Schweden)