Wien – 92 Stunden Fernsehen, das ist ein TV-Pensum, für das der durchschnittliche Österreicher mehr als 32 Tage braucht. Zehn Staffeln von "Game of Thrones" (wenn es denn so viele gäbe), 61 Fußballspiele oder 250 "Simpsons"-Folgen (die gibt es) gehen sich da aus. Ganz so monothematisch wird die Programmauswahl beim Weltrekordversuch im Dauerfernsehen aber wohl nicht sein.

derstandard.at/brugner

Am Dienstagabend haben fünf Kandidaten im Schaufenster des Möbelhauses Leiner in der Wiener Mariahilfer Straße die Aufgabe angetreten, die alte Bestmarke von 91 Stunden zu überbieten. Am Samstag um 14 Uhr soll der Rekord geknackt sein. Wer bis dahin durchhält, gewinnt einen Fernseher.

Kein Zuspruch von Eltern

Zivan Pajkanovic (23) ist einer der Teilnehmer, er hat sich unter 400 Bewerbern durchgesetzt. "Ich wollte als Kind schon im Guinness Buch der Rekorde sein", sagt er. Seine Eltern erfuhren erst am Vortag von seinem Vorhaben. "Ich wusste, dass sie dagegen sind", lacht der Informatikstudent. Pro vollendete Stunde stehen jedem Teilnehmer fünf Minuten Pause für Toilettenbesuch, Duschen oder Powernapping zu, die auch angesammelt und geblockt in Anspruch genommen werden können.

Foto: Michael Luger

Nadine Pauser (20), die einzige weibliche Teilnehmerin, hat sich vor allem durch "viel Schlafen" vorbereitet und will den Fernseher für ihre neue, bisher fernseherlose WG gewinnen. Über das Programm entscheiden die Kandidaten gemeinsam. Die Teilnehmer können sich bei Uneinigkeit auch auf zwei Räume aufteilen, gestartet wurde allerdings einvernehmlich mit der Serie "House of Cards".

Foto: Michael Luger

Die Reaktionen der Passanten, die den Weltrekordversuch im Schaufenster rund um die Uhr beobachten können, bewegen sich zwischen Amusement und ungläubigem Kopfschütteln. Paul aus Griechenland sorgt sich um die geistige Gesundheit der Kandidaten, Paul aus Wien würde sich eher einen Lesemarathon wünschen.

Foto: Michael Luger

Für die fünf Weltrekordaspiranten ist unterdessen schon die erste Stunde vorbei, mittlerweile läuft Fußball. Bis Samstag kann man den ambitionierten TV-Konsumenten beim Fernsehen noch über die Schulter schauen. (Sarah Brugner, Michael Luger, 16.3.2016)