Bankomatgebühren sind in Spanien bereits Alltag.

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Granada – Während in Österreich die Diskussionen über Bankomatgebühren anlaufen, sind sie in Spanien bereits voll im Gange. Wer als Kunde eines dort ansässigen Instituts einen Bankomat aufsucht, sollte sicherstellen, dass es sich um einen der eigenen Hausbank handelt. Dank eines regelrechten Wirrwarrs bei der Gebührenlast kann man sich auf diese Weise ein bis zwei Euro ersparen. Das, was die Medien überspitzt als den "Geldautomatenkrieg" titulieren, lässt auf Kundenseite Frust aufkommen.

Mit Jahreswechsel wurde auch der Gesetzgeber aktiv, denn einzelne Banken verrechneten im Vorjahr gar eine doppelte Abgabenlast bei der Behebung. Sprich, Kommissionen seitens des Bankomatbetreibers, aber auch der Bank des Kontoinhabers. Seitens der Kreditinstitute haben sich die Großen wie Banco Santander, BBVA und etwa Kataloniens Caixa Bank mit ihren weitreichenden Filialnetzen zur Schaffung dreier großer Bankomatallianzen durchgerungen. Um eben ihren Kunden geringere Gebühren oder bestenfalls gar keine abzuverlangen.

Auf der anderen Seite ködern neue Mitbewerber wie die niederländische ING Direct, die unlängst eine Aufstockung ihrer Bankomaten im laufenden Jahr um etwa 100 bekanntgab, wie auch die neu aufgestellte EVO-Bank Neukunden mit "Gratisbehebungen weltweit". ING Direct nutzt nach einem Abkommen mit Bankia und Bankinter auch deren Bankomaten – jedoch erst ab 90 Euro Abhebungsbetrag – kostenlos. Kunden der Konkurrenz verrechnet ING mit 50 Cent die niedrigste Gebühr landesweit im Vergleich.

Einheitliche Obergrenze

Mittlerweile ist auch der Volksanwalt aktiv geworden. Er forderte mit Erfolg eine Obergrenze für Gebühren ein. Zwei Euro sind nun fixiert, auch nach Klagen des spanischen Konsumentenschutzverbands gegen die Nationalbank, Banco de España, der man Passivität vorwarf. Ein Verfahren, dem sich auch die Verbraucherorganisation OCU, die der EU-Kommission Meldung wegen der "Illegalität der Zweifachkommissionen" erstattete, sowie der Bankkundenverein Adicae anschlossen.

Für Mitte April steht der mit Spannung erwartete Gerichtstermin der Facua mit einer Sammelklage gegen Servired der Caixabank und BBVA an, bei dem es um die Rückerstattung der über ein Semester doppelt abverlangten Gebühren in Vorjahr geht. "Es ist ein Multimillionen-Euro-Betrug", sagt Rubén Sánchez. Der Facua-Sprecher fordert "eine hohe Geldstrafe" gegen die Bank ein.

Wobei die Konsumentenschützer in Spanien weniger Einfluss haben als in Österreich. Die Adicae sieht hinter der Gebührenlast eine alte Strategie: "Man will Kunden von den Filialen fernhalten und das Onlinebanking sowie die Dienste an den eigenen Automaten steigern." Denn auch bei einer Fülle an Schalterdienstleistungen, primär Überweisungen, fallen ebenso Gebühren für die Kunden an. Damit wollen Banken generell Verluste wegen der EZB-Niedrigzinspolitik zulasten ihrer Kunden schmälern und Personalkosten sparen. So hob Facua die jährliche Gebührenbelastung der Bankkunden an: auf im Schnitt stattliche 400 Euro im Jahr 2015, um 80 Euro mehr als zwölf Monate zuvor. (Jan Marot aus Granada, 21.3.2016)