Wien – Vor dem U-Bahn-Eingang am Wiener Rochusmarkt steht eine Gruppe Schüler des nahen BRG Kundmanngasse. Sie warten ungeduldig auf Richard Lugner. Am Vormittag hatten sie noch mit ihm gechattet, jetzt wollen sie den Baumeister in echt sehen. Lugner ist spät dran. "Er fährt ja immer selber und muss dann auch noch Parkplatz suchen", stöhnt Wahlkampfmanager Thomas Dolina.

Lugner hat die für eine Präsidentschaftskandidatur erforderlichen 6.000 Unterstützungserklärungen noch nicht beisammen. Langsam läuft ihm die Zeit davon, am Freitag um 17 Uhr geht die Frist zu Ende. Am Mittwoch ging Lugner deshalb in Wien auf die Straße, um die Wählerschaft persönlich zu überzeugen.

brugner&luger

Auf dem Rochusmarkt hat er durchaus Erfolg. Immer wieder begleiten Lugners Wahlkampfhelfer Passanten mit Unterstützungserklärungen zum nahen Amtshaus. "Wenn in Amerika ein Donald Trump antreten darf, kann in Österreich auch ein Richard Lugner kandidieren. Ich bin sehr gespannt, was das österreichische Volk daraus macht", sagt ein Unterstützer, der sich einen Wahlkampf wünscht, in dem "alles abgedeckt wird".

Lugner selbst ist pessimistisch. "Es schaut schlecht aus. Wir haben über 4.000 Erklärungen, pro Tag kommen vielleicht 300 dazu." Selbst mit einer Nachfrist von zwei Tagen wird das knapp. Aufgeben will der 83-jährige Unternehmer aber nicht. Er posiert für Selfies, spricht Leute an und bittet in ausführlichen Gesprächen um ihre Unterstützung. Seine Ehefrau Cathy ist weniger geduldig und beschwert sich über mangelndes politisches Interesse der Passanten. "Scheinbar wollen die Österreicher nicht, dass hier was vorwärts geht. Dann sind sie aber auch selber schuld, I'm sorry."

Brugner/Luger

Richard Lugner diskutiert unterdessen mit den Gymnasiasten aus der Kundmanngasse. "Wofür stehen Sie?", fragt einer. Lugner schimpft über Rot-Schwarz und erklärt, er würde als Bundespräsident nur "Rot oder Schwarz nehmen, nicht beide zusammen". Ein Sicherheitsmann des Fleischhauers auf dem Rochusmarkt achtet penibel darauf, dass die Gruppe nicht zu nahe am Verkaufs- und Speisebereich steht. Die Kunden sollen nicht gestört werden.

Er habe gedacht, es sei "viel leichter, die Unterstützungserklärungen zu bekommen", sagt Lugner im Gespräch mit dem STANDARD. Sein Wahlkampfteam seien Leute, "die vom BZÖ kommen, wo sie nix zu tun haben. Die haben nicht die Erfahrung im Stimmensammeln und Organisieren, aber man kann mitten im Sammeln nicht mehr die Pferde wechseln." Nach einer knappen Stunde und mit ein paar Unterstützungserklärungen mehr im Gepäck muss Lugner weiter nach Liesing zum nächsten Straßentermin. (Sarah Brugner, Michael Luger, 17.3.2016)