Nedeljko Bilalic managt die Kampagne von SPÖ-Präsidentschaftskandidat Rudolf Hundstorfer.

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Der ehemalige Sozialminister sei ein Macher, ist Bilalic überzeugt.

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Wien – Nedeljko Bilalic war vier Jahre lang der Pressesprecher von Bundeskanzler Werner Faymann – und wurde mitunter auch für dessen Leibwächter gehalten. "Neddy" ist fast zwei Meter groß, und sein serbischer Background verführt ihn gelegentlich zu einem grimmigen Auftritt, auch wenn der 37-Jährige ein grundfröhlicher Mensch ist, der gerne und viel lacht.

Mittlerweile ist Bilalic als Pressesprecher zu Kanzleramtsminister Josef Ostermayer gewechselt, aktuell ist er allerdings als Kampagnenleiter für den SPÖ-Präsidentschaftskandidaten Rudolf Hundstorfer tätig.

Kurz vor Weihnachten habe ihn "der Rudi" gefragt, und Bilalic zögerte nicht. Auch wenn die Umfragewerte derzeit auf einen guten vierten Platz deuten, zeigt sich Bilalic davon überzeugt, dass es Hundstorfer in die Stichwahl schaffen werde. Ob er dort dann auf den Grünen Alexander Van der Bellen oder den Freiheitlichen Norbert Hofer treffen werde, sei egal. Der SPÖ-Kandidat könne gegen beide bestehen.

Mit Sicherheit

In der aktuellen Kampagne versucht das SPÖ-Team die soziale Kompetenz und vor allem die Erfahrung ihres Kandidaten hervorzuheben. Der Slogan "Mit Sicherheit immer für uns" soll das unterstreichen. Der ehemalige Sozialminister sei ein Macher, einer, der anpackt und jedenfalls der einzige Kandidat, der unmittelbar Verantwortung getragen habe. Im Wahlkampf gehe es jetzt darum, seine Erfahrung zu betonen.

Dass das negative Image der Bundesregierung ein Handicap für Hundstorfer darstellen könnte, glaubt Bilalic nicht. "Am Schluss ist es eine Persönlichkeitswahl." Hundstorfer werde vor allem in der direkten Auseinandersetzung mit den anderen Kandidaten punkten. Distanz zur SPÖ suche man keine, das wäre auch nicht glaubwürdig, sagt Bilalic. "Man weiß, woher der Rudi kommt und was seine Gesinnung ist. Er steht mit seiner Persönlichkeit für die Breite der SPÖ."

In den Fängen der SPÖ

In seiner politischen Sozialisierung beruft sich Bilalic auf Bruno Kreisky. Seine Eltern kamen als Gastarbeiter in den frühen Siebzigerjahren nach Wien, die Mutter Serbin, der Vater Bosnier. Da sei es auf der Hand gelegen, sich den Sozialdemokraten anzunähern.

Nach der Matura begann Bilalic ein Jusstudium, geriet dann aber in die Fänge der SPÖ. Erst arbeitete er im Callcenter der Bundespartei, im Nationalratswahlkampf 1999 lernte er schließlich Laura Rudas kennen. Die beiden engagierten sich gemeinsam in der Sektion Rudolfsheim-Fünfhaus und gründeten dort eine eigene Jugendsektion.

Bezirkskarriere

Bilalic wurde Bezirksrat, Bezirksvorsteher-Stellvertreter und arbeitete beim Magistrat. 2008 wurde Laura Rudas mit 28 Jahren überraschend Bundesgeschäftsführerin. Faymann setzte große Stücke auf sie. Und Rudas holte Bilalic in die Parteizentrale, er wurde Kommunikationschef der SPÖ.

2011 holte Faymann den "Neddy" als Pressesprecher ins Kanzleramt. "Es war eine extrem spannende, extrem herausfordernde und extrem lehrreiche Zeit", sagt Bilalic. "Ich bin wirklich dankbar dafür."

Überzeugungstäter

Bilalic war nicht nur ein Dienstleister für die Journalisten, sofern Faymann dies in seiner selektiven Wahrnehmung der Medien zuließ, er war auch ein Überzeugungstäter. Die Anliegen seines Chefs vertrat er fast mit missionarischem Eifer. Er hatte den Auftrag, seinen Chef gut zu verkaufen, verinnerlicht – und ließ sich von Rückschlägen in diesem Ansinnen kaum entmutigen.

Dass er an Ostermayers Seite schließlich ein wenig zurücktreten musste, habe ihn nicht irritiert. "Alles, was diese Regierung macht, geht über Ostermayers Schreibtisch", sagt Bilalic. Ihn selbst habe es sowieso nie ins Scheinwerferlicht gedrängt. "Es steht die Botschaft im Vordergrund, der Chef steht im Vordergrund, nicht ich selbst." Derzeit heißen Botschaft und Chef Rudolf Hundstorfer, das Ziel ist die Hofburg, vorerst einmal die Stichwahl.

Angestellt ist Bilalic, der verheiratet ist, ein kleines Kind und einen jungen Hund hat, nach wie vor bei der SPÖ, nach dem Wahlkampf kehrt er als deren Leihgabe voraussichtlich wieder zu Ostermayer zurück. Wenn nicht doch die Hofburg ruft. (Michael Völker, 22.3.2016)