Überblick über die Vielzahl an Lesungen, Pressegesprächen etc. gewinnen.

Foto: APA/dpa-Zentralbild/Jan Woitas

Papier ist geduldig. Geduldig auf den Einlass haben am ersten Messetag auch die Leipziger gewartet. Neuerscheinungen haben hingegen nur wenig Zeit. Unmöglich überschaubar ist die Zahl der jede Saison auf den Markt geworfenen – oder behutsam gehobenen – Titel. Mut zur Lücke wird angesichts dessen zur Notwendigkeit.

Auch hier auf der Messe, wo sich ein Buch scheinbar unendlich neben das andere reiht. Wie sich abheben? Mit leuchtend bunten Covern? Fakt am Rande: Die Zeit der großen Sprünge bei den seltsam körperlosen E-Books sei vorbei, so der Börsenverband des Deutschen Buchhandels. Vergangenes Jahr steigerte sich deren Anteil am Umsatz lediglich um 0,2 Prozent auf insgesamt 4,5.

IG Autoren räumt mit Illusionen auf

Je nach Genre weisen einzelne Verlage aber durchaus höhere Zahlen aus – vor allem dank Fachbüchern, Schulbüchern und Flatrate-Modellen, die der Börsenverband nicht erfasst. Ebenso wie Selfpublisher, über deren trügerische Erfolgsillusionen und andere Baustellen im heimischen Kultursystem Gerhard Ruiss, Geschäftsführer der IG Autorinnen Autoren Österreich, am Donnerstag am Messestand ebenjener sprach (ebenso wie die Gespräche und Lesungen der kommenden Tage live und on demand zu hören unter www.literadio.org).

Aber zurück zur so schwer generierbaren Beachtung. Herstellbar etwa auch mit wurlig networkenden Autoren und Verlagsangestellten – zumeist in kleinen, weißen Kojen; seltener, etwa beim Big Player DTV, in großzügiger, holzgetäfelter Szenerie.

Preis der LBM vergeben

Am besten aber gelingt das Streben nach Aufmerksamkeit mit einem Preis. 401 Titel wurden heuer von 113 Verlagen für den Preis der Leipziger Buchmesse, einen der bedeutendsten unter den tausenden im deutschsprachigen Raum, eingereicht. Zum zwölften Mal wurde er gestern vergeben, dotiert mit insgesamt 60.000 Euro.

Leipziger Messe

Aus den fünf für Sachbuch/Essayistik Nominierten ging Jürgen Goldstein (Georg Forster. Zwischen Freiheit und Naturgewalt, Verlag Matthes & Seitz) als Gewinner hervor, bei den Übersetzungen gewann Brigitte Döbert für Die Tutoren (Schöffling-Verlag, serbisches Original von Bora Ćosić). In der meistbeachteten Kategorie Belletristik wurde eher überraschend Guntram Vespers Frohburg (Schöffling-Verlag), ein 1008 Seiten starkes Deutschlandpanorama mit dem Namen des Geburtsortes des Autors, gekürt.

Die beiden "siegreichen" Verlage zählen nicht zu den quantitativ größten – noch etwas, das man von Papier lernen kann. (Michael Wurmitzer, 17.3.2016)