Dem Himmel sei Dank: Sechs Hektar Reben, aus deren Trauben Uhudler werden wird, müssen im Burgenland nicht gerodet werden.

Foto: Weingut Grosz

Eisenstadt – Das Südburgenland, das so bitterlich zu klagen versteht über die eigene Randständigkeit, dass man es in Eisenstadt oft gar nicht mehr hören möchte, hat dieser Tage einiges, wenn schon nicht zu feiern, so doch ausgiebig zu besprechen. Erst wurde die nicht nur von den Grünen heftig bezweifelte Umweltverträglichkeit der S7 – die eigentlich seit weit mehr als zehn Jahren das Industriezentrum Heiligenkreuz mit der Südautobahn verbinden sollte – positiv entschieden. Und dann das: Uhudler endgültig gerettet!

Noch zu Wochenbeginn sind alle Zeichen auf Bauernkrieg gestanden. Die Frist zur behördlich auferlegten Rodung von sechs Hektar neu ausgepflanzter Ripatella-Weingärten war abgelaufen. Die betroffenen Bauern weigerten sich. Die Güssinger Bezirkshauptfrau Nicole Wild formulierte schon an einem entsprechenden Bescheid zu einer "Ersatzvornahme". In und um die Uhudler-Hauptstadt Heiligenbrunn formierten sich die Bataillone.

Gericht beauftragte Forscher

Doch glücklicherweise gibt es die Genforschung. Das vom burgenländischen Landesverwaltungsgericht beauftrage Julius-Kühn-Institut im deutschen Siebeldingen hat nämlich festgestellt, dass auch die so umstrittene, aber sehr gerne vinifizierte Ripatella-Rebe Vorfahren in der Vitis-Vinifera-Familie hat.

Nur diese alteuropäischen Reben, notgedrungen gepfropft auf reblausresistente Amerikaner, dürfen als Wein gelten. Diesbezüglich setzte die EU eine endgültige Frist mit 2030. Neu ausgepflanzt dürfen die amerikanischen Direktträger, die dem Getränk einen unverwechselbaren Geschmack verleihen, schon jetzt nicht mehr werden.

Sorten, die das Resultat einer amerikanisch-europäischen Kreuzung sind, dürfen das schon. Die Delaware-Rebe etwa, auf die die burgenländische Agrarlandesrätin Verena Dunst (SPÖ) ihre hohen Hoffnungen gesetzt hat. Oder auch die Sorte Concord.

Hilfe aus Deutschland

Nun haben aber die rheinland-pfälzischen Genetiker herausgefunden, dass die Ripatella-Rebe nicht nur auch eine amerikanisch-europäische Mischkulanz ist, sondern noch dazu eh ident mit der Concord, zu der man halt da und dort (Südburgenland) auch Ripatella sagt, was die Experten zur Annahme gebracht hat, es wären zwei verschiedene Sorten.

Das zeigt schön die Wirkmächtigkeit von Benennungen. Andererseits aber auch, dass der benannten Wirklichkeit die Benennung im Grunde wurscht ist. Die wortgewaltige rote Landesrätin erhob jedenfalls das Uhudler-Glas auf den Landesverwaltungsgerichtshof. Sie habe ja die Genanalyse ins Spiel gebracht.

Der Uhudler-Sprecher, ÖVP-Landtagsabgeordneter und Bürgermeister von Bildein, Walter Temmel, findet es "verwerflich und gefährlich, wenn eine Politikerin eine Entscheidung der Judikative zu ihrem Erfolg erklärt". Davon unbeeindruckt, hat Christiane Brunner schon vor längerem Leiberln im Grünen-Design präsentiert, die "Mehr Uhudlerei" verlangen.

Manche warnen jetzt freilich davor, den Tag schon vor dem Abend zu loben. Am Ende fänden die Genforscher noch heraus, dass es gar keinen Uhudler gibt. (Wolfgang Weisgram, 18.3.2016)