T-Mobile nimmt als erster heimischer Mobilfunker das Fairphone 2 ins Angebot auf.

Foto: Fairphone

Das Gerät ist modular aufgebaut: es kann schnell auseinandergenommen werden, um Komponenten auszutauschen.

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2010 startete in den Niederlanden ein Projekt der Waag Society, das auf sogenannte Konfliktmineralien in Verbraucherelektronik aufmerksam machen wollte, mit denen Kriege im Kongo finanziert werden. Über drei Jahre liefen Kampagne und Forschungsarbeiten, bis man sich entschloss selbst ein Gerät auf den Markt zu bringen. Das erste Fairphone kam 2013 auf den Markt, 2015 folgte das zweite Modell. Bislang wurden die Geräte hauptsächlich über die Website des Unternehmens verkauft. In Österreich wird das Android-Smartphones nun auch erstmals über einen Mobilfunker angeboten. Am Montag gaben T-Mobile und Fairphone ihre Partnerschaft bekannt.

Konfliktfreier Bergbau

Der Weg zum sozial fair und ökologisch nachhaltig produzierten Smartphone ist buchstäblich steinig. Bislang werden vier Materialien für die Komponenten des Geräts aus konfliktfreien Minen gewonnen. Gold für die Konnektoren, Wolfram für den Vibrationsmechanismus, Tantal für die Kondensatoren und Zinn zum Löten. Das Gold stammt aus Peru – erst im Jänner 2016 hat man dafür erstmals eine Pilotlieferkette etabliert. Zinn und Tantal stammen aus der Demokratischen Republik Kongo und Wolfram aus Ruanda. Bei der Produktion spielt auch Österreich eine Rolle – die Leiterplatten kommen von AT&S.

Fairphone

Zudem ist das Gerät so designt, um den Lebenszyklus im Vergleich zu anderen Geräten zu verlängern. Das Fairphone ist dafür modular aufgebaut – Ersatzteile für Display, Kamera, Akku oder Gehäuse können nachgekauft werden, sollten sie kaputt werden. Für die Reparierbarkeit gab es Bestwerte von iFixit. Ein Netzgerät ist im Lieferumfang bewusst nicht enthalten, da man davon ausgeht, dass die meisten Kunden ohnehin noch Netzteile ihrer früheren Smartphones besitzen.

100 fair gibt es nicht

Zusammen mit Zulieferern und Herstellern arbeitet das Unternehmen daran, das Smartphone Stück für Stück nachhaltiger und sozialer zu machen. Ein 100 Prozent fair produziertes Smartphones wird es aber wohl nie geben, so Fairphone-Produktmanager Miquel Ballester am Montag. Dafür gebe es zu viele Aspekte in der Produktion von Smartphones, die sich nicht beeinflussen lassen.

Man hofft aber, das Bewusstsein für faire Produktion zu stärken. Durch die Arbeit des Unternehmens sollen auch andere Hersteller davon profitieren und in Zukunft stärker auf jene Abbaugebiete und Lieferanten setzen, die sich einer nachhaltigen Produktion verschrieben haben. Vom ersten Modell wurden 60.000 Stück verkauft, das Fairphone 2 bislang ging an die 35.000 Mal über den Online-Ladentisch. Für 2016 hat man sich zum Ziel gesetzt, insgesamt 150.000 Fairphone 2 zu verkaufen.

Bei T-Mobile

Neben T-Mobile wird das Fairphone 2 auch noch bei Swisscom in der Schweiz und KPN in den Niederlanden angeboten. Ansonsten ist es nur über die Website des Unternehmens erhältlich. In Österreich kann es ab sofort vorbestellt werden, ab Donnerstag ist es in den Shops erhältlich. Angeboten wird es bei T-Mobile mit drei Tarifen zu 40, 30 und 20 Euro monatlich. Hinzu kommen 24 Teilzahlungen auf das Gerät, die je nach gewähltem Tarif 10, 15 oder 18 Euro im Monat betragen. Außerdem bietet der Mobilfunker einige Ersatzteile wie Display und Akku in seinen Shops an. Das Gerät wird offen verkauft und ist auch für Businesskunden verfügbar.

T-Mobile Chef Andreas Bierwirth nutzte die Präsentation, um den Abschluss der Umstellung auf 100-prozentige CO2-Neutralität bekannt zu geben. Dies beziehe sich nicht, wie bei einigen Mitbewerbern, nur auf das Netz, sondern das ganze Unternehmen, betonte er. Umso bitterer sei es, dass jährlich weit über 50 Millionen Blatt Papier für Handyrechnungen aufgewendet werden müssen, obwohl die Kunden ohnehin großteils die Online-Rechnung bevorzugen würden. Hier habe die teilstaatliche Post AG bei der Politik ein "geschicktes Lobbying" betrieben – zum Nachteil der Natur, so Bierwirth.

Kostenaufschlüsselung

Über die Fairphone-Website wird das Smartphone um 529 Euro angeboten. Der WebStandard hat das Gerät bereits getestet. Dabei hat sich gezeigt, dass die Ausstattung nicht mit Geräten in ähnlicher Preisklasse mithalten kann. Das liegt einerseits an den niedrigeren Produktionsmengen, andererseits natürlich auch an den Rahmenbedingungen von Lieferkette und Herstellung, bei denen Nachhaltigkeit mehr zählen als Dumpingspreise. Wer sich dafür interessiert, wie sich dieser Preis zusammensetzt, findet auf der Website des Unternehmens eine Kostenaufschlüsselung. (Birgit Riegler, APA, 21.3.2016)