Wien – Das Vorfeld von Schloss Schönbrunn zwischen der U-Bahn-Linie U4 und der Schönbrunner Schlossstraße soll bis 2017 zu einem riesigen Parkplatz ausgestaltet werden. Auf dem Areal des einstigen Sportzentrums vor Schönbrunn sollen künftig bis zu 72 Busse parken können.

Die Fläche nebenan, die schon bisher als Parkplatz genutzt wird, soll zu einem reinen Pkw-Abstellplatz mit 230 Stellplätzen – samt Fotovoltaikanlage als Dach – vergrößert werden. Finanziert wird das 4,9-Millionen-Euro-Projekt zur Gänze von der Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsgesellschaft (SKB), die im Eigentum des Bundes steht.

Der Bezirk macht aber gegen den Großparkplatz, den die Hietzinger Bezirksvorsteherin Silke Kobald (ÖVP) als "Betonwüste" bezeichnet, mobil. Im Bauausschuss des 13. Bezirks wurde die nötige Flächenumwidmung quer über die Parteigrenzen hinweg abgelehnt. Dafür, dass das "Plandokument 8160 zurückgezogen und neuerlich überarbeitet" werden soll, sprachen sich alle Fraktionen – also auch SPÖ und Grüne, die als Landesparteien das Projekt unterstützen – aus. Die Verkehrslösung mit einem oberirdischen Parkplatz bezeichnete Kobald als "plan- und fantasielos".

So soll der Busparkplatz mit 72 Stellplätzen aussehen. Westlich davon schließt der Pkw-Parkplatz an.

Seit 1996 Weltkulturerbe

Tatsächlich gibt es seit Jahren Überlegungen, die Parkplatzproblematik und den Verkehr vor dem 1996 zum Weltkulturerbe erklärten Schloss in den Griff zu bekommen. 2001 hatte die Stadt Wien zu einem internationalen städtebaulichen Wettbewerb geladen.

Das Siegerprojekt der Architekten Schindler & Szedenik sah unter anderem eine Verlegung der stadteinwärts führenden B1 näher zur U-Bahn-Trasse sowie eine dreigeschoßige Tiefgarage für Busse und Pkws vor. Die frei werdenden Flächen sollten für Besucher attraktiv gestaltet und begrünt werden. Auch ein Besucherzentrum samt Kino sollte errichtet werden.

Aus Budgetgründen wurde das Vorhaben, das die SKB 2003 auf 40 Millionen Euro Kosten schätzte, aber nie umgesetzt. Geblieben ist von diesem Projekt lediglich die Umwidmung der Fläche zu einer Tiefgarage – die jetzt wieder umgewidmet werden muss.

Sportzentrum musste 2012 schließen

Auch das Union-Sportzentrum musste, wie schon 2003 geplant, im Jahr 2012 seine Pforten schließen. Allerdings wurde damals eine Umsiedlung der Sportvereine in eine noch zu bauende Multifunktionshalle an der Grünbergstraße versprochen. Davon ist freilich keine Rede mehr.

Neben den 230 Pkw- und 72 Busparkplätzen sieht der aktuelle Entwurf von Architekt Gert Mayr-Keber einen 70 Meter langen Busterminal sowie einen kleinen Shop samt Ticketverkaufsstelle vor. Der Fußweg zum Schloss soll neu gestaltet werden. 300 neue Bäume sollen gepflanzt werden. Der aktuelle Parkstreifen für Busse entlang des Schlosses soll hingegen gestrichen werden.

Schönbrunn keine Autobahnraststätte

Architekt Erich Raith vom Institut für Städtebau, Landschaftsarchitektur und Entwerfen an der TU Wien ist vom Vorgehen der Stadt "schockiert. Man kann mit dem Areal und dem Weltkulturerbe nicht umgehen, wie wenn das eine x-beliebige Autobahnraststätte wäre", sagte er dem STANDARD. Der jetzt vorliegende Entwurf sei "exakt das Gegenteil von dem, was mit dem einstigen Wettbewerb bezweckt worden ist". Das Projekt müsste wieder neu gestartet werden.

Würde der Parkplatz wie vorgesehen umgesetzt, wäre das eine "sensationelle Kulturschande" und eine "Blamage der Stadt". Laut Raith würden sich bei der Grünbergstraße 70 Busparkplätze ausgehen, in Richtung Haupteingang des Schlosses könnte man mit viel Grün für die rund drei Millionen Besucher jährlich Aufenthaltsqualität schaffen.

Rot-Grün steht hinter Projekt

Die rot-grüne Stadtregierung kann die Kritik nicht nachvollziehen. "Die SPÖ steht hinter dem Projekt", sagt Planungssprecher Gerhard Kubik dem STANDARD. Aus dem Büro von Planungsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) heißt es, dass die öffentliche Auflage der Flächenwidmung beendet sei. Man werde sehen, ob man die eingereichten Anregungen einarbeiten könne.

Ein Grund, weshalb SPÖ und Grüne hinter dem Projekt stehen, ist dieser: Die Stadt will, dass Touristenbusse, die die Innenstadt ansteuern, künftig auch hier parken. Denn eine Vollauslastung der 72 Stellplätze würde Schönbrunn nur an einigen starken Tagen im Jahr schaffen. Ein von vielen Seiten geforderter Busterminal in Wien lässt weiter auf sich warten. (David Krutzler, 21.3.2016)