Wien – Für den von den Neos ins oberste ORF-Aufsichtsgremium entsandten ORF-Stiftungsrat Hans Peter Haselsteiner hat ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz rund um den Solo-Auftritt von Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) in der Talk-Sendung "Im Zentrum" einen Minuspunkt gesammelt.

Auch wenn die Idee des Faymann-Auftritts von der Redaktion gekommen sein sollte, hätte sich Haselsteiner "in diesem Fall gewünscht, dass der Generaldirektor von seinem Weisungsrecht Gebrauch gemacht hätte und den Wunsch der Redaktion nicht erfüllt hätte", meinte der Strabag-Gründer im Interview mit der "Tiroler Tageszeitung". "So wird er nun nämlich automatisch verdächtigt, dass er eine Entscheidung billigend in Kauf genommen hat, die ihm und seiner möglichen Wiederwahl im August hilfreich sein könnte. In meinen Augen war die jetzige Vorgehensweise ein Minuspunkt für ihn", meinte Haselsteiner in Richtung Wrabetz.

"Gut, wenn bis zum Stichtag mehrere Kandidaten zur Wahl stünden"

Ob Wrabetz oder ORF-Finanzchef Richard Grasl bei der Wahl des Generaldirektors am 9. August die beste Lösung für den ORF wäre, wollte Haselsteiner in der "Tiroler Tageszeitung" nicht kommentieren, da sich Grasl ja noch gar nicht geäußert habe. "Es wäre auf jeden Fall gut, wenn bis zum Stichtag mehrere Kandidaten zur Wahl stünden. Wenn es Grasl allerdings nicht macht, dann muss man realistischerweise damit rechnen, dass es gar keinen ÖVP-nahen Kandidaten geben wird. Und einen unabhängigen, erfahrenen Wunderwuzzi von außen nach dem Vorbild von Gerhard Zeiler seh' ich weit und breit nicht."

Für den ORF-Stiftungsrat schlägt Haselsteiner übrigens die Gründung einer Stifterversammlung vor, die einen staatsfernen Aufsichtsrat bestellt. "Die aktuelle Situation, in der die Stiftungsratsmitglieder auf rote und schwarze Freundeskreise aufgeteilt sind, ist ja eine Augenauswischerei: Da könnte man ja auch gleich den Reinhold Lopatka (ÖVP-Klubobmann, Anm.) und den Andreas Schieder (SPÖ-Klubobmann, Anm.) reinsetzen." (APA, 22.3.2016)