Zweiklassenmedizin ist pfui, das können alle unterschreiben: Hauptverband, Radiologieinstitute, Wirtschaftskammer. Gesundheitsministerin und Patientenanwalt sowieso. Und trotzdem sind die langen Wartezeiten etwa bei Magnetresonanzuntersuchungen, die eben nur für manche Patienten gelten, eine Tatsache – und zwar eine, die nicht erst seit gestern bekannt ist.

Wer nicht aus der eigenen Tasche eine Vorreihung bezahlt, muss oft wochenlanges Warten in Kauf nehmen. Das macht bis zu 550 Euro für eine Untersuchung, erspart aber die unsägliche Ungewissheit gerade im heiklen Feld der eigenen Gesundheit. Aus Sicht der Patienten, die es sich leisten können, ist klar: lieber zahlen als warten. Die Begleiterscheinung dieses Finanzturbos nehmen alle genannten Kämpfer gegen die Zweiklassenmedizin in Kauf: Der Kassenkranke nebenan muss sich dadurch noch eine Weile länger anstellen.

Die Argumente, warum es zu dieser Situation gekommen ist, sind alle auf ihre Weise nachvollziehbar. Die Ärzte sprechen davon, dass sie aufgrund einer Deckelung der Honorare für alle zusätzlichen Untersuchungen zu Gratisarbeit verdonnert würden. Die Sozialversicherung sagt, man könne schlicht nicht mehr Geld ausgeben – im Sinne der Beitragszahler. Jetzt will man Geld von weniger frequentierten Instituten umschichten, eine Wartezeitenliste erstellen. Wenn das nur nicht wieder ewig dauert. (Karin Riss, 23.3.2016)