Paris/Tripolis – In Libyen warten rund 800.000 Migranten auf die Weiterreise nach Europa. Das erklärte der französische Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian am Donnerstag vor Journalisten in Paris, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete.

Zunächst sprach Le Drian von "hunderttausenden" in Libyen gestrandeten Flüchtlingen. Auf die Frage eines Journalisten, der wissen wollte, ob eine Schätzung von 800.000 Personen realistisch sei, antwortete der Minister, dass es sich dabei um eine "in etwa angemessene Zahl" handle.

Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini sprach vergangene Woche von fast 500.000 Vertriebenen, die von Libyen aus über das Mittelmeer nach Europa flüchten könnten.

Regierung dringend notwendig

Die "dringlichste Dringlichkeit" in Libyen sei nun die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit, appellierte Le Drian. Seit Monaten wird bereits darum gerungen. Bereits in der Vergangenheit hatte Le Drian kritisiert, dass die europäische Anti-Schlepper-Mission "Sophia" vor der Küste Libyens nur begrenzt wirksam sei, weil diese bisher keine Erlaubnis hat, auch in libysche Gewässer einzuschreiten. Dafür ist zuerst eine Genehmigung der – bisher nicht vorhandenen – Regierung Libyens notwendig.

Libyen versinkt seit dem Sturz von Machthaber Muammar Gaddafi 2011 im Chaos. Zuletzt fasste die Extremistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) immer stärker Fuß in dem Land. (red, APA, 24.3.2016)