Wie nimmt man einen Fisch à la Macho? Das kann ich Ihnen sagen: Man geht die Favoritengasse von der Station Taubstummengasse bergan und hat – besser auch wochentags – einen Tisch im Lima56, frei nach der Hausnummer, reserviert.

Profikritiker Severin Corti schwärmte schon 2014 von der hofgartigen Lauschigkeit des peruanischen Lokals, die sich natürlich eher nur in der wärmeren Jahreszeit erschließt. Aber: Wir wollen ja nur gut essen. Und es stellt sich heraus: Wir sind hier erfreulicherweise auch im noch ziemlich kühlen Teil des Jahres 2016 alles andere als allein.

Dem Geruch nach

Gut essen lässt sich schon bewerkstelligen, wenn man nicht gerade heikel auf nachhaltige Küchengerüche reagiert. Aber: Da gibt es deutlich nachhaltigere Wirtshäuser. Das Essen? Sehr ordentlich, streckenweise auch ziemlich üppig.

Die besseren Pommes: Maniok-Fritten.
Foto: Harald Fidler

Die besseren Pommes

Erfreulich zum Beispiel die Maniok-Fritten mit Huancina-Sauce. Man sollte Erdäpfel-Pommes bei aller Wertschätzung wirklich noch einmal überdenken. Womöglich haben die alten Kolonialisten beim Import von Kohlehydratspendern doch die falschen Schwerpunkte gesetzt – jedenfalls frittiertechnisch. Und das sage ich als praktisch unüberbietbarer Erdapfelaficionado.

Insalada Russa auf Peruanisch: Causa Limena.
Foto: Harald Fidler

Causa Prima

Meine Causa Prima: kalte Kartoffel-Limetten-Masse aus gelben Kartoffeln gefüllt mit Hühnerfleisch, Mayonnaise, Avocado und gelbem Ají-Chili. So beschreibt die Karte recht trefflich Causa Limena. Ungefähr so schön wie eine klassische Insalada Russa im Piemont: Gehört irgendwie dazu, muss aber auch nicht unbedingt sein.

Foto: Harald Fidler

Inka-Bier

Ich war wild entschlossen, den Spieß mit dem hauchdünn aufgeschnittenen Rindsherz in meine Richtung zu drehen. Aber: Den hat Profi Corti ja schon gelobt. Also nötigte ich meine Mitesserin zu Inka-Bier. Oder, wie die Karte authentisch, aber doch ein bisschen irreführend erklärt: Seco de Res con Frijoles. Das wär’ nun laut Lima56: "Rindfleischstücke in einer Sauce aus Koriander und Chicha de Jora, dazu Bohnen und Reis". Und, wer’s nicht weiß, wie ich: "Chicha de Jora ist ein herb-frisches, alkoholisches Getränk der Inka aus fermentiertem Mais."

Ich kann den Seco so einnorden: Definitiv nicht trocken, aber die kundigste Mitesserin borgte sich denn doch meine Saucenbegleitung, um ihr Bohnenrind ein bisschen spannender zu gestalten.

Foto: Harald Fidler

Mucho Macho

Ich wusste ohnehin nicht, wohin mit dem extra Saucenschälchen zu meinem Macho-Fisch. "Erschrecken Sie nicht": Mit diesen Worten wurde mir der Sabalote vorgestellt, und noch bevor ich meine kulinarische Universalgelassenheit äußern konnte, staunte ich: Er war wirklich groß. Jedenfalls seine Portion.

Ich darf berichten: Der Sabalote ist kulinarisch ein Bruder des Tilapia. Und wenn er à la Macho daherkommt, ist er hier a) recht kundig paniert oder zumindest aussebochen und b) über- und umspült von einer Meeresfrüchtesauce, die für sich schon durchaus eine Hauptmahlzeit darstellen könnte. Begleitet von Reis und Kartoffeln ein recht üppiges Fest, nicht allein für Freunde des Kohlehydrats wie mich.

Condensed

Leider haben wir beide ob der Üppigkeit einfach vergessen, ein Dessert zu bestellen: die Crema Volteada ("Creme aus Ei, Milch, Kondensmilch, Vanille, Cognac und Himbeersauce") wiewohl die laut Karte "köstlich" ist. Und die Ceviche vorweg muss ich noch probieren. Das Rinderherz ohnehin.

Lima56

Was hat es nun mit dem geringsten Trinkgeld der Welt auf sich? Meinen Lese- und Denkfehler, den der Kellner im Lima56 mit ungerührtem Dank quittierte: Zu (ohnehin) schlanken 79,60 Euro sagte ich (geistig abwesend), aber bestimmt: "80". Am (recht rasch erreichten) Ende meiner langen Leitung hab’ ich die gemeinten und fehlenden 10 Euro ergänzt. (Harald Fidler, 29.3.2016)