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Rucola gibt es im Supermarkt, Löwenzahn schmeckt ähnlich, den gibt es auf der Wiese.

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Christiane Holler
Vital und Schlank mit Bitterstoffen

Kneipp Verlag 2016
143 Seiten, 17,99 Euro

Foto: Kneipp Verlag

Es gibt Geschmacksrichtungen, die in der Welt der industrialisierten Nahrungsmittelindustrie eher unbeliebt sind. Bitterstoffe zum Beispiel. Sie munden dem zuckerüberdosierten Gaumen weniger und deshalb sind bittere Lebensmittel von den Speiseplänen verschwunden.

Schade, findet die Journalistin und Autorin Christiane Holler, und will die Bitterstoffe wieder zurück auf die Teller bringen. Sie hat im Kneipp-Verlag ein Buch mit dem Titel "Vital und schlank mit Bitterstoffen" herausgebracht, in dem sie allerhand Recherchiertes zusammengetragen hat.

Zum einen greift sie zurück in die Evolutionsgeschichte: Anscheinend essen Affen, wenn ihnen übel ist, bittere Kräuter. Mit Bitterstoffen wehren sich Pflanzen vor Fressfeinden, einem verdorbenem Magen scheint das auch gut zu tun. "Es putzt durch" heißt es in der Volksmedizin, und deshalb werden Bitterstoffe aus diversen Kräutern seit Jahrtausenden als Heilmittel eingesetzt.

Gut verankert in der Volksmedizin

In der ayurvedischen Medizin heizen Bitterstoffe lahmes Verdauungsfeuer an, in der Tibetischen Medizin und auch in unseren Breiten kennt man seit langem die wohltuende Wirkung von Bitterstoffen, wenn zu viel Fettes verzehrt wurde. Jedenfalls hat die heilkundige Nonne Hildegard von Bingen im Hochmittelalter alles Bittere zur Entgiftung eingesetzt.

Damit alle Unkundigen eine Ahnung bekommen, was alles Bittere verzehrt werden kann, widmet Holler den Großteil dieses Buches der Auflistung dessen, was bittere Nahrungsmittel sind: Von einigen wilden Kräutern hat man noch selten gehört, dass auch Salbei und Kamille dazu gehören, ist dann doch erstaunlich.

In der traditionellen heimischen Küche gehörte Bitteres stets auf den Speiseplan: Kren zum Beispiel zu Schinken aber auch jede Art von Kohlgemüse als Beilage enthält Bitterstoffe, die die Verdauung fördern. Salate wie Rucola oder Löwenzahn (hat bald Saison und kann selbst gepflückt werden!), Artischocke und Melanzani aber auch Zitrusfrüchte und Hirse gehören zu dieser Geschmacksklasse. Für alle, die mit diesen Lebensmitteln wenig anzufangen wissen, gibt es einen kleinen Rezeptteil am Ende des Buches.

In der Öko-Ecke

Wer nach Ende der traditionellen Fastenzeit die Ernährung weiter in Richtung gesund umpolen will, kann sich in diesem Buch also tatsächlich wertvolle Anregungen holen. Schade ist, dass der Autorin das nicht auch grafisch ein bisschen ansprechender gelungen ist. Brave Fotos, bizarre Schriftenvielfalt und eine gewisse Gelehrsamkeit rücken das Buch ganz zu Unrecht in eine Öko-Ecke, in der es nicht unbedingt etwas verloren hätte.

Bitter ist ja nicht ausschließlich nur gesund, sondern vor allem auch sehr köstlich, wenn man sich einmal daran gewöhnt hat. An Campari und Chicoree oder dunkle Schokolade – wer Glück hat, fand letztere dieses Jahr sogar auf dem Ostertisch. (Karin Pollack, 28.3.2016)