53 Mietwohnungen mit Conciergeservice entstehen auf den Schichtgründen, wo früher Seife hergestellt wurde. Das Angebot an serviciertem Wohnen wächst auch für andere Zielgruppen.

Visualisierung: Johanniter/Schreiner-Kastler

Wohnen mit Extras wird immer beliebter. Der hauseigene Fitnessraum liegt bequem im Keller, die Lebensmitteleinkäufe werden direkt an die Tür geliefert, die Wohnung selbst wird regelmäßig geputzt. Was in Großstädten wie New York, Paris oder London für die zahlungswillige Klientel schon lange zum Alltag gehört, hält nach und nach auch Einzug in Österreichs Wohnhäusern. Besonders ältere Menschen, die am Anfang ihres Pensionsalters stehen und die körperlich fit sind, finden Gefallen an servicierten Wohnmodellen. Das Angebot ist laut Experten derzeit in Österreich aber noch sehr überschaubar.

Die Johanniter haben den Trend erkannt. Sie errichten gemeinsam mit dem Österreichischen Volkswohnungswerk (ÖVW) 53 Mietwohnungen mit inkludiertem Conciergeservice, bezugsfertig ab Herbst 2016. Gebaut wird auf den historischen Schichtgründen in Wien-Floridsdorf – dort, wo ab 1884 die Schichtseife hergestellt wurde, heute besser bekannt unter dem Namen Hirschseife.

Wohnen wie im Hotel

"Wer darauf vorbereitet sein will, dass er eines Tages Pflege braucht, oder bereits auf Hilfe angewiesen ist, findet bei uns die optimale Wohnform", sagt Belinda Schneider, Sprecherin der Johanniter. Auch jüngere Menschen, die etwa aufgrund einer chronischen Erkrankung Unterstützung möchten, können hier wohnen. Wie in einem Hotel gibt es – 20 Stunden pro Woche – einen Concierge, der die Bewohner berät und Essenszustellung, Einkaufsdienst, Reinigungen, Reparaturen, Krankentransporte und Physiotherapie organisiert oder die Bewohner auf Behördenwegen begleitet.

Alle Wohnungen sind mit einem Notrufsystem ausgestattet, mit dem zu jeder Zeit per Knopfdruck Kontakt zur Einsatzzentrale der Johanniter aufgenommen werden kann. Dort sind alle notfallrelevanten Daten der Bewohner gespeichert, auch die Wohnungsschlüssel oder der Code zu einem Schlüsselsafe können hier hinterlegt werden. Außerdem sind gemeinsame Aktivitäten vorgesehen, an denen die Bewohner teilnehmen können. Im Haus gibt es einen Aufenthaltsraum und einen Wellnessbereich.

Schlafzimmer für Pfleger

Die barrierefreien Wohnungen sind zwischen 40 und 65 Quadratmeter groß, mit Terrasse, Balkon, Loggia oder Eigengarten ausgestattet und verfügen über ein bis zwei Schlafräume. Zwei Schlafzimmer gibt es für den Fall, dass ein Bewohner rund um die Uhr von einem Pfleger betreut werden muss. Je nach Lage und Größe liegt die Miete einer Wohnung bei 639 bis 896 Euro pro Monat, Notruf- und Conciergeservice inklusive.

Einmalig wird beim Einzug ein Betrag zwischen 19.000 und 26.500 Euro fällig, als Mietzinsvorauszahlung und für Investitionen in der Küche sowie die Basisausstattung im Badezimmer. Die Bewerbungsphase hat vor kurzem begonnen, bisher sind zehn Wohnungen reserviert.

Angebot wächst

Servicierte Wohnangebote gibt es aber nicht nur für Senioren. Das Angebot für Wohnungen zur (servicierten) Kurzzeitmiete wächst laufend. Damit wird auf gesellschaftliche Entwicklungen reagiert: "Es gibt immer mehr Singlehaushalte, und die Menschen werden beruflich immer mobiler", erklärt Michael Widmann von PKF hotelexperts. "Viele haben weder Zeit noch Lust, sich um die Reinigung der Wohnung selbst zu kümmern."

Die IG Immobilien hat derzeit zum Beispiel an zwei Standorten solche vollmöblierten "Serviced Apartments" im Angebot. Im Orchideenpark im 19. Wiener Bezirk gibt es neben regulären Mietwohnungen 26 Kurzzeitwohnungen, die für mindestens eine Woche gemietet werden können – ein Angebot, das auch von Touristen genutzt wird.

Keine günstige Wohnform

In der Campus Lodge in der Nähe der Wirtschaftsuniversität im zweiten Bezirk steigen laut Pressesprecherin Sabine Zwierschitz hauptsächlich Mitarbeiter aus dem Umkreis des Viertel Zwei oder aus der Uno-City ab. Eine maximale Aufenthaltsdauer gibt es nicht: "Wir hatten schon Mieter, die nach einem halben Jahr im 'Serviced Apartment' in eine unserer regulären Mietwohnungen umgezogen sind", sagt Zwierschitz.

Denn günstig sind diese Wohnformen nicht. Das kleinste Studio im Orchideenpark ist 35 Quadratmeter groß und kostet 406 Euro – pro Woche. Concierge, Fitnessraum, wöchentliche Reinigung der Wohnung und Swimmingpool sind inklusive.

Service wird wichtiger

Auch abseits temporärer Wohnformen werde der gebotene Service immer wichtiger, sagt Zwierschitz – zumindest für manche: "Natürlich gibt es Mieter, die froh sind, wenn ihnen jemand die Post hineinträgt", sagt sie. "Aber das ist auch immer eine Preis-Leistungs-Frage."(Bernadette Redl, Franziska Zoidl, 27.3.2016)