Auftritt im Grazer Buchladen, ein Heimspiel für Irmgard Griss.

Foto: sarah brugner

Romana Bodner hat sich gut vorbereitet. "Ich habe die Frau Griss ja vorher gar nicht gekannt", gesteht die Filialleiterin der Grazer Bahnhofsbuchhandlung. Ein TV-Interview habe sie aber schnell überzeugt. "Jetzt weiß ich, wen ich wählen muss, und das sage ich nicht nur, weil wir ihr Buch hier verkaufen", erklärt sie, während sie den Büchertisch noch einmal zurecht rückt.

Bundespräsidentschaftskandidatin Irmgard Griss hat sich für Donnerstagnachmittag zu einer Signierstunde in Bodners Filiale angekündigt. Am Bahnhof herrscht vor dem Osterwochenende rege Betriebsamkeit, zwischen den Reisenden gehen Polizisten mit Maschinengewehren auf und ab. Im Buchladen warten unterdessen schon die ersten Griss-Fans.

luger

Authentizität wird von vielen Besuchern des Wahlkampftermins – Griss signiert das Buch "Irmgard Griss im Gespräch" – als Vorzug der Kandidatin erwähnt. Tatsächlich wirkt die 69-jährige ehemalige Höchstrichterin im Umgang mit potenziellen Wählern entspannt. Ein junger Mann sieht sie im Vorbeigehen und fragt spontan nach ihren verkehrspolitischen Positionen. "Überraschend positiv" sei ihre Antwort gewesen, Griss habe sich als Freundin der Radfahrer und des öffentlichen Verkehrs erwiesen.

Heimspiel

Der Termin ist für Irmgard Griss ein Heimspiel, sie ist in der Steiermark aufgewachsen und lebt in Graz. Der Andrang ist allerdings überschaubar, es bleibt viel Zeit für Einzelgespräche. Kritiker lassen sich in der Buchhandlung keine blicken, die Besucher sind überzeugte Fans oder zumindest Sympathisanten.

"Viele junge Leuten sagen mir, sie schwanken zwischen Van der Bellen und mir", erzählt die Kandidatin selbst. Zukunftsfragen würden kaum an sie herangetragen, eher schon: "Warum haben Sie die Hypo-Akten vernichtet?" Dann erklärt sie, dass die Hypo-Untersuchungskommission, deren Leiterin sie war, nur Kopien und "kein einziges Original" gehabt habe.

Irmgard Griss ist die einzige Kandidatin für die Bundespräsidentenwahl ohne Wahlkampferfahrung. In der Bahnhofsbuchhandlung gereicht ihr das nicht zum Nachteil. "Bei ihr kommt mir überhaupt nichts parteipolitisch vor", schwärmt Filialleiterin Bodner. "Ich finde, wenn jemand zur Bundespräsidentenwahl antritt, sollte er für uns da sein und nicht für diese oder jene Partei." (Text: Michael Luger, Video: Sarah Brugner & Michael Luger)