Jährlich sterben mehr als 400 Patienten in Österreich an einem Nierenzellkarzinom.

Foto: wikipedia/Holly Fischer/[cc;3.0;by

Viele Jahre gab es kaum Fortschritte in der onkologischen Behandlung des Nierenzellkarzinoms. Das hat sich zunächst mit Arzneimitteln zur Behinderung der Neubildung von Blutgefäßen in den Tumoren (Angiogenesehemmer) etwas geändert. Mit den neuen Immuntherapien konnten die Überlebensraten jedoch deutlich verbessert werden, so Experten.

In Österreich erkranken jährlich rund 1.200 Menschen an einem Nierenzellkarzinom. 61 Prozent davon sind Männer. Jährlich sterben mehr als 400 Patienten an der Erkrankung.

"In zwei Drittel der Fälle wird die Diagnose im lokal begrenzten Stadium gestellt, in einem Sechstel als regional fortgeschrittene Erkrankung, in einem weiteren Sechstel im metastasierten Stadium", sagte Wolfgang Loidl, Vorstand der Abteilung für Urologie der Barmherzigen Schwestern in Linz. Im Frühstadium mit einem auf die betroffene Niere beschränkten Tumor unter sieben Zentimeter Größe liegt die Fünf-Jahres-Überlebensrate bei 81 Prozent, sind bereits die Niere umgebende Lymphknoten befallen, beträgt sie nur noch 51 Prozent und sinkt bei Metastasen in anderen Organen auf nur noch acht Prozent.

Überleben deutlich erhöht

Die primäre Therapieform ist die Chirurgie. Strahlenbehandlung und die bis vor einigen Jahren verwendeten Medikamente wie Interferon oder Interleukin-2 erwiesen sich als unwirksam. Mit Thalidomid und neueren Angiogenesehemmern (z.B. Sunitinib) und den sogenannten TOR-Inhibitoren gelang erstmals eine längere Stabilisierung der Erkrankung. Das Gesamtüberleben aber konnte erstmals mit einem neuen Immuntherapeutikum (Nivolumab) deutlich erhöht werden.

In einer internationalen Studie, an der auch die Krankenhausabteilung in Linz und ein Team um die Wiener Spezialistin Manuela Schmidinger teilgenommen haben, gelang es, bei etwa einem Viertel der immuntherapeutisch Behandelten ein deutliches Schrumpfen des Tumors zu erreichen. In einer Vergleichsgruppe, die mit einem TOR-Inhibitor behandelt wurde, gab es nur einen Effekt bei fünf Prozent der Patienten. Die durchschnittliche Lebenserwartung stieg von 19,6 Monaten statistisch signifikant auf 25 Monate, berichtet Schmidinger.

Bei der neuen Immuntherapie mit Medikamenten wie Nivolumab werden jene "Bremsen" beseitigt, die das Immunsystem daran hindern, bösartige Tumoren anzugreifen. Bei diesem Medikament erfolgt das über die Hemmung des sogenannten PD-1-Rezeptors auf aktivierten Immunzellen. Das Arzneimittel wird derzeit eingesetzt, wenn die erste medikamentöse Therapie fehlschlägt oder an Wirkung verliert. Kombinationen mit anderen Immuntherapeutika sowie Medikamenten mit einem anderen Wirkungsmechanismus laufen. "Wir hoffen, dass wir auf 20 Prozent Langzeitüberleben kommen", sagte Lodl. (APA, 25.3.2016)