Florence Hartmann wurde am 24.3. verhaftet.

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Den Haag – Nach der Festnahme der früheren Sprecherin des UN-Kriegsverbrechertribunals für das ehemalige Jugoslawien, Florence Hartmann, hat ihr Verteidiger die Haftbedingungen seiner Mandantin als unverhältnismäßig kritisiert. Die Französin werde im Gefängnis des Tribunals in Den Haag von anderen Insassen isoliert und habe bisher nur Besuch vom französischen Konsul empfangen können, sagte er am Samstag.

Wegen angeblicher Suizidgefahr werde sie in ihrer Zelle, in der 24 Stunden lang das Licht brenne, alle 15 Minuten von Wärtern kontrolliert. Er habe eine Lockerung der Haftbedingungen beantragt, sagte der Anwalt Guenael Mettraux.

Antrag auf Entlassung

Zudem habe er einen Antrag auf vorzeitige Entlassung gestellt. Selbst Kriegsverbrechern werde die Möglichkeit eingeräumt, nach der Verbüßung von zwei Dritteln ihrer Strafe freizukommen. Das UN-Gericht war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Wachleute des Tribunals hatten Hartmann am Donnerstag vor dem Gerichtsgebäude festgenommen, wo Stunden später das Urteil gegen den früheren Präsidenten der Republika Srpska, Radovan Karadzic, verkündet wurde.

Das Tribunal hatte Hartmann, die der ehemaligen UN-Chefanklägerin Carla Del Ponte zwischen 2000 und 2006 als Sprecherin diente, im Jahr 2009 zu einer Geldstrafe von 7.000 Euro verurteilt. Zur Begründung hieß es seinerzeit, Hartmann habe vertrauliche Informationen weitergegeben.

Bußgeld

Weil Hartmann das ihr auferlegte Bußgeld nicht bezahlte, verurteilten die Haager Richter sie in einem weiteren Verfahren im Jahr 2011 zu einer siebentägigen Haftstrafe. Sie wiesen die französischen Behörden an, Hartmann zu verhaften. Das Außenministerium in Paris lehnte das ab.

Nach dem Ende ihrer Tätigkeit für das Tribunal hatte die frühere "Le Monde"-Journalistin in einem Buch und in einem Artikel Insiderinformationen aus dem Kriegsverbrecherprozess gegen den ehemaligen jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic veröffentlicht. (APA, 26.3.2016)