Berlin – Das türkische Außenministerium hat einem Bericht zufolge den deutschen Botschafter wegen eines satirischen TV-Beitrags einbestellt. Der Diplomat musste sich nach Informationen von "Spiegel online" vom Montag bereits am vergangenen Dienstag in einem längeren Gespräch rechtfertigen. Dabei sei es um eine knapp zweiminütige Satire aus einer NDR-Sendung über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan gegangen. Das Auswärtige Amt wollte sich dazu nicht äußern.

Erdoğan kritisierte Diplomaten

Am Wochenende hatte Erdoğan Diplomaten scharf kritisiert, weil sie einen Prozess gegen zwei prominente Journalisten besucht haben. Das entspreche nicht dem diplomatischen Protokoll, sagte Erdoğan bei einem Treffen von Geschäftsleuten in Istanbul. Das Verfahren gegen die beiden Journalisten wegen Spionage hat im Ausland für viel Aufmerksamkeit und Kritik gesorgt.

Erdoğan in den USA: Kein Treffen mit Obama

Der US-Präsident zeigt dem türkischen Präsidenten die kalte Schulter: Erdoğan besucht in dieser Woche Washington, bekommt aber wohl von US-Präsident Barack Obama kein bilaterales Treffen gewährt. Dies geht aus US-Angaben vom Montag hervor. Die Beziehungen zwischen den beiden traditionellen Verbündeten USA und Türkei sind derzeit wegen der türkischen Militäroffensive gegen kurdische Kämpfer stark angespannt.

Die USA unterstützen kurdische Einheiten in ihrem Kampf gegen die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) im Irak und in Syrien. Vor allem die Kurden-Miliz YPG, die mit der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) verbunden ist, konnte im Norden des Bürgerkriegslandes große Gebiete von den Extremisten einnehmen. Vorigen Juli war ein Waffenstillstand zwischen PKK und türkischer Regierung gescheitert. Die Türkei geht seit Monaten in einer Großoffensive gegen die PKK in der Südosttürkei vor.

Gipfel über nukleare Sicherheit

Erdoğan reist ebenso wie mehrere weitere Staatschefs zu einem Gipfel über nukleare Sicherheit in die US-Hauptstadt. Am Rande des Gipfels, der am Donnerstag und Freitag stattfindet, plane Obama bisher nur ein einziges bilaterales Treffen, nämlich mit dem chinesischen Staatschef Xi Jinping, sagte ein US-Regierungsmitarbeiter. (APA, Reuters, 28.3.2016)