Die Probanden des Experiments sprachen unterschiedliche Sprachen – die Verneinung begleiteten aber alle mit dem gleichen Gesichtsausdruck.

Foto: The Ohio State University

Columbus – Stirnrunzeln, zusammengepresste Lippen und ein hochgezogenes Kinn: Das sind laut einer Studie im Fachjournal "Cognition" die untrüglichen Zeichen dafür, dass unser Gegenüber etwas Negatives sagt. Und zwar, egal ob er oder sie Englisch, Spanisch, Mandarin oder Gebärdensprache spricht, wie die Ohio State University mitteilte. Die Universität spricht vom "Not Face", dem "Nicht-Gesicht".

Die Versuchsreihe

Um nach Gesichtsausdrücken mit universeller Bedeutung zu suchen, setzten die Forschenden um Aleix Martinez von der Ohio State University 158 Studierende vor eine Kamera und ließen sie Gespräche in ihrer Muttersprache mit jemandem hinter der Kamera führen. Die Gespräche fanden auf Englisch, Spanisch, Mandarin oder in amerikanischer Gebärdensprache statt.

Die Wissenschafter suchten nach Gesichtsausdrücken, die als "grammatikalische Marker" fungieren, also die Bedeutung eines Satzes bestimmen. Ein solcher Marker ist zum Beispiel das Wort "nicht" im Satz "Ich gehe nicht zur Party", denn diese Negation ändert die Bedeutung des Satzes komplett.

Um die gewünschten Reaktionen auszulösen, befragten die Wissenschafter die Studierenden zu ihrer Meinung beispielsweise zu Aussagen wie "Eine Studie hat gezeigt, dass Studiengebühren um 30 Prozent erhöht werden sollten." Die Probanden, die von einer solchen Maßnahme unmittelbar betroffen wären, drückten daraufhin erwartungsgemäß ihre Ablehnung aus.

Das "Nicht-Gesicht"

Die Forscher durchforsteten die Aufnahmen anschließend mittels eines Algorithmus Bild für Bild, um Muskelbewegungen zu identifizieren, die bei allen Probanden gleichermaßen mit Verneinung beziehungsweise Ablehnung einhergingen. Das Resultat war eine Mimik, die sie das "Nicht-Gesicht" tauften.

Dabei stellten sie auch fest, dass sich die Gesichtsmuskeln in der gleichen Frequenz zum "Nicht-Gesicht" verziehen, in der wir auch sprechen. Wir nutzen den Gesichtsausdruck also instinktiv als Begleitung oder auch Teil der Sprache.

Erstaunlicherweise nutzten einige der Probanden, die mit Gebärden sprachen, den Gesichtsausdruck als Ersatz für die "Nicht"-Geste oder ein Kopfschütteln. Damit dokumentierten die Wissenschafter erstmals eine dritte Vokabel für "nicht" in der amerikanischen Gebärdensprache, so die Mitteilung.

Möglicherweise sehr tief verwurzelt

Die Wissenschafter konzentrierten sich bei ihrer Suche nach universeller Mimik auf negative Gefühle, weil sie sich dabei die höchsten Erfolgschancen versprachen. Charles Darwin glaubte, dass die Fähigkeit Gefahr oder Aggression zu kommunizieren essenziell für das menschliche Überleben war – lange bevor unsere Vorfahren die Fähigkeit zu sprechen erlangten, so Martinez. (APA, red, 30. 3. 2016)