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Ob ein Profil positiv oder negativ bewertet wird, ist oft eine Entscheidung von Sekunden. Unter diesen Bedingungen analysiert eine US-amerikanische Forschungsgruppe den Einfluss der Körperhaltung.

Foto: AP Photo / Tsering Topgyal

Moderne Methoden, Menschen kennenzulernen, können einen in diverse Fragestellungen verstricken: Wie filtere ich auf einschlägigen Portalen aus Unmengen von "Hi, wie geht's?"-Nachrichten interessante Personen aus? Wie formuliere ich Mitteilungen an potenzielle Partner – oder: welche Themen bringe ich beim Speed-Dating aufs Tapet, um gut anzukommen? Und vor allem: Wie soll das Profilbild aussehen?

Derartige Details treiben offenbar auch Wissenschafter um – nicht nur im Privaten, sondern als Forschungsthema. Ein US-amerikanisches Forschungsteam um Tanya Vacharkulksemsuk von der University of California in Berkeley gibt nun Tipps bezüglich der Körperhaltung. "Solche nonverbalen Signale sind besonders in der modernen Dating-Landschaft wichtig, in der ein erster Kontakt oft nur wenige Minuten dauert, wie beim Speed-Dating, oder sogar nur Sekunden, wie beim Betrachten eines Profilfotos in einem Dating-Portal", sagt Vacharkulksemsuk.

Attraktiv, dominant und gut verdienend

Die Forscherin empfiehlt besonders, wenn es um einen kurzen Eindruck beim analogen oder digitalen Gegenüber geht, eine offene, gestreckte Körperposition. Das klingt nicht gerade revolutionär, zumal viele Menschen – von der Mama bis zum Bewerbungsberater – eine solche Haltung propagieren, um den eigenen Erfolg zu erhöhen.

Nichtsdestotrotz ist der Effekt, den eine solche Veränderung mit sich bringt, bemerkenswert. Um diesen zu messen, führten Vacharkulksemsuk und Kollegen zunächst ein Speed-Dating-Experiment durch, bei dem sie 144 Männer und Frauen filmten und ihre Körperhaltung mit Bewertungen von Attraktivität, Dominanz und weiteren Merkmalen verglichen. Dabei stellte sich heraus, dass Teilnehmer mit offener Körperposition enorm erhöhte Chancen auf ein "Ja" des Gegenübers am Ende der vier Minuten hatten. Sie wurden anziehender, dominanter und mit höheren Verdienstchancen eingeschätzt – ein Problem gab es jedoch am Experiment: "Hier bleibt es unklar, ob die Teilnehmer eine offene Haltung einnehmen, weil sie sich gemocht fühlen, oder ob sie gemocht werden, weil sie diese Haltung einnehmen", so die Forscher.

Leicht optimierbarer Faktor

Deswegen musste ein zweites Experiment ran, diesmal online. Die Wissenschafter fotografierten sechs Personen in gestreckten und geschlossenen Körperpositionen und erstellten jeweils zwei – heterosexuell ausgerichtete – Profile auf einer Dating-App. Dann werteten sie rund 3.000 positive und negative Bewertungen aus. Das Ergebnis war dem ersten Test ähnlich, diesmal konnten die Forscher jedoch exaktere Angaben machen. So bezogen sie etwa den "Grad der Gestrecktheit" eines Profilbilds ein: Für jeden zusätzlichen Grad, den die Person auf dem Foto hatte, erhielt sie 27 Prozent mehr positive Bewertungen.

Die Testpersonen hatten signifikant höhere Erfolgschancen mit Fotos, auf denen sie ihre Gliedmaßen von sich streckten und weniger geschlossen dastanden (linke Hälfte).
Foto: Vacharkulksemsuk et al. / PNAS

Eine solche "expansive" Körperhaltung signalisiert laut den Wissenschaftern Offenheit und Dominanz. Das funktioniert sowohl bei Frauen als auch bei Männern, der Effekt ist bei letzteren allerdings noch ein wenig stärker. "Im Gegensatz zu Augenfarbe oder Gesichtsform ist die Haltung ein Merkmal, das sehr leicht verbessert werden kann und so hilft, die Erfolgschancen zu optimieren", raten die Forscher.

Cheerleader-Effekt

Beim Online-Dating, möglicherweise auch beim Speed-Dating, fällt jedoch noch ein anderer Faktor ins Gewicht, den man wohl kaum beeinflussen kann: Drei Forscher von der Universität Sydney fanden heraus, dass ein Profilbild positiver bewertet wird, wenn bereits das Vorgängerfoto für gut befunden wurde. Hatten die Probandinnen zuvor ein weniger attraktives Bild gesehen, fiel das Ergebnis auch beim Nachfolger schlechter aus.

Dies hat vermutlich mit einem psychologischen Effekt zu tun: "Wie Attraktivität wahrgenommen wird, wird nicht nur durch unsere eigenen Attribute bestimmt, sondern auch durch die Attraktivität der Menschen um uns herum", schreiben die Autoren im Fachblatt "Scientific Reports". Dies dürfte nicht nur Fans der Serie "How I met your mother" auch als Cheerleader-Effekt bekannt sein. (sic, 2.4.2016)