Wien – Zwischen 8.000 und maximal 162.000 Abrufen kommen Videos der NDR-Satiresendung "Extra-3" im März auf dem Youtube-Kanal des Senders. Bis auf eine Ausnahme: Die Sendung vom 17. März hält bis jetzt (Stand: Mittwoch, 16.30 Uhr) bei über drei Millionen Views. Und nicht nur im deutschsprachigen Raum verbreitet sich die Sendung rasant, sondern auch in der Türkei.

Müsste man den Streisand-Effekt erklären, könnte das Video exemplarisch veranschaulichen, welche Folgen der Versuch haben kann, eine unliebsame Information zu unterdrücken. Wie berichtet wollte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan das Video löschen lassen und löste einen diplomatischen Wickel aus, in dem er den deutschen Botschafter Martin Erdmann ins Außenministerium in Ankara bestellte.

Für die "Extra-3"-Redaktion ist der Protest ein gefundenes Fressen. Sie hat das Video mit türkischen Untertiteln versehen, woraufhin die Satire auch in der Türkei die Runde macht und durch die Verstrickungen auf politischer Ebene weiter in sozialen Medien zirkuliert. Zur Melodie von Nenas "Irgendwie, irgendwo, irgendwann" wird darin Erdogans Vorgehen gegen Medien, Demonstranten und Kurden auf die Schippe genommen.

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Moderator Christian Ehring sagt im Interview mit "Focus Online" auf die Frage, wie es sich anfühlt, den türkischen Präsidenten zur Weißglut zu treiben: "Das ist natürlich das, was man sich als Satiriker wünscht. Aber nur die allerwenigsten Politiker tun einem den Gefallen, zu reagieren. In Deutschland lassen sich nicht mal Politneulinge wie die AfD-Aufsteiger dazu verleiten, in solch ein Fettnäpfchen zu treten."

Eine Geste der Versöhnung werde es nicht geben, betont er: "Ich habe mir überlegt, ihm vielleicht einen schmutzigen Deal vorzuschlagen, in der Flüchtlingskrise soll das schließlich auch die Lösung sein: Für jeden Erdogan-Witz, der in der Türkei gemacht wird, nehmen wir von 'Extra 3' einen Witz über ihn zurück." (red, 30.3.2016)