In Österreichs Rugby dämmert ein neuer Morgen.

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Beim Hinspiel in Serbien unterlag das Nationalteam im April 2015 mit 3:22.

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Peter Smutna gibt in Hernals sein Debüt als Chef.

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Wien – Im österreichischen Rugby ist eine Woche vor dem Länderspiel im Europäischen Nationencup gegen Serbien am 9. April kaum noch etwas beim Alten. Ende Jänner wurde bekannt, dass sich der Verband (ÖRV) von Trainer und Development Manager Lofty Stevenson getrennt hat. Einen Monat später endete nach acht Jahren die Ära von Präsident Andreas Schwab, im März wurde eine weitreichende Neuformierung des Ligasystems samt Umstellung auf eine Ganzjahresmeisterschaft präsentiert.

Letztere umfasst die Aufstockung der höchsten Spielklasse von fünf auf sieben Klubs. Nach einer Vorrunde im Frühjahr machen die besten fünf Teams den Titel unter sich aus, während die verbleibenden zwei mit den beiden erstplatzierten aus Liga zwei um Auf- und Abstieg rittern. Die Saison 2015/16 wurde nach dem Grunddurchgang beendet, manche sagen: abgebrochen, die zu diesem Zeitpunkt an erster und zweiter Stelle liegenden RC Donau und Vienna Celtic RFC werden am 11. Juni ein Endspiel bestreiten, zur Halbzeit der dann laufenden neuen Kampagne.

Meinungen gehen auseinander

Gingen die personellen Veränderungen im Vorstand des ÖRV und die damit einhergehende Übernahme der Präsidentschaft durch Thomas Österreicher einmütig über die Bühne, provozierte die Strukturreform durchaus emotionale Debatten innerhalb der Rugby-Familie. Stiig Gabriel, Sportdirektor beim Serienmeister Donau, begründet das im Gespräch mit dem STANDARD mit der Heterogenität der Szene. Die Vereine befänden sich auf unterschiedlichen Entwicklungsstufen, die Erwartungen an Verband und Liga seien dementsprechend uneinheitlich und nur schwer unter einen Hut zu bringen.

Gabriel lässt keinen Zweifel daran, dass er eine verkürzte Jahresmeisterschaft (von Anfang April bis Ende Oktober) nicht für zielführend hält. Aus sportlichen Überlegungen, immerhin müsse Donau künftighin etwa aus der Winterpause heraus seine Europacup-Spiele bestreiten, aber auch weil ein Liga-Finale im Herbst schlechter vermarktbar sei. Und gar so viele Vorzeige-Events habe das heimische Rugby ja nun auch wieder nicht zu bieten.

Etwas anders sieht das Jérémie Dejean de la Bâtie, Obmann des RC Innsbruck. Der neue Modus bringe mehr Ordnung und Planbarkeit. Schließlich soll die Sommerpause zur Pflege der 7er-Version des Rugby verwendet werden, die in Rio erstmals olympische Weihen erfährt. Für die kleineren Vereine sei das 7er-Spiel eine gute Plattform, um Erfahrung und Spielpraxis zu sammeln. Außerdem müsse man nicht mehr, wie derzeit der Fall, zwischen 7er und 15er-Variante hin und her switchen, die Spieler sich nicht dauernd umstellen. "Für uns ist das viel feiner, kein Mischmasch." Und die Saison wäre zwar kürzer, ja, dafür aber auch intensiver. Man müsse jetzt einmal abwarten, wie sich die Dinge entwickeln.

Urheber unbekannt

Bemerkenswert: Weder Gabriel noch de la Bâtie können auf Nachfrage sagen, wer die Reformagenda eigentlich konkret ausbaldowert hat, es bleibt bei Mutmaßungen. Vom RC Innsbruck sei jedenfalls niemand involviert gewesen, man habe, so de la Bâtie, den Plan auf den Tisch bekommen und dann intern diskutiert. Der Donau-Sportchef wiederum bedauert einen fehlenden Diskurs im Vorfeld. Schlussendlich ergab eine anonyme Online-Abstimmung unter den österreichischen Klubs ein Ergebnis von 9:1 Stimmen zugunsten des neuen Systems. Ljubljana, Maribor, Zagreb und Breclav, die ebenfalls am Ligabetrieb teilnehmen, wurden offenbar vor vollendete Tatsachen gestellt.

Und das Nationalteam? Hier folgt der Wiener Peter Smutna auf Stevenson, unter dem Neuseeländer mit den prononcierten Standpunkten hatte er bereits als Co fungiert. Er kennt die Spieler, ein erstes Trainingslager über Ostern soll vielversprechend verlaufen sein. Gegen Serbien tritt man auf dem Wiener Sportclub-Platz an – auch das ist neu. Wie zuvor die Footballer haben auch die Rugbyaner den Exodus von der Hohen Warte vollzogen. (Michael Robausch, 31.3.2016)