So sehen also weit mehr als 4000 PS aus. Der Koenigsegg Regera, offeriert über 1500 PS aus einem Hybridantrieb, ...

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... der rein elektrisch angetriebene Italdesign GT Zero hat fast 500 PS, ...

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... der Apollo N verbrennt konservativ Sprit für 700 PS Leistung.

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Beim Morgan 3-Wheeler konnten wir nicht anders und fotografierten den alten mit 86 PS, während dahinter der neue rein elektrische mit 62 PS sein Auslangen findet.

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Der Pagani Huayra BC protzt mit 800 Verbrenner-PS, ...

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... der Pininfarina H2 Speed Concept mit 500 Wasserstoff-Pferden.

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Sie sind die heimlichen Superstars auf jedem Automobilsalon, die Supersport-Exoten. Klar, beim neuen Mittelklasse-Topseller bleibt man kurz stehen und sagt: "Ah, schau, aufgeräumteres Cockpit." Oder beim neuen Sportwagen: "Jö, wieder zwei Zylinder weniger. Nimmer lang, und sie müssen noch zwei Häferln einbauen, damit überhaupt eines drinnen ist."

Hub und Raum

Bei den Studien bleibt man stehen, wundert sich und verflucht den Tag, an dem man den Taunus, den Ascona oder die leidige Ente dem Verschrotter geschenkt hat, weil inzwischen anscheinend niemand mehr weiß, wie man schöne Autos baut. Und dann kommt man bei den Supersport-Exoten vorbei, und die Welt ist wieder wucht. Dort findet man die Motoren, bei denen dem Hub auch entsprechend Raum gewidmet wird, dort bezieht sich das Wort Downsizing höchstens auf den Reifenquerschnitt, und wenn es irgendwo Literangaben im mittleren einstelligen Bereich gibt, dann betreffen die sicher nicht den Verbrauch.

Bei den Supersport-Exoten geht es darum, schnell zu sein. Also zumindest auf dem Papier. Wenn es ganz realitätsnah werden muss, dann eben am Prüfstand, aber sonst bitte nicht. Diese Boliden tragen ihre PS- und Vmax-Duelle auf Datenblättern in klimatisierten Garagen von Herrschaften aus, die für die eine, wenige Kilometer lange Ausfahrt auf den eigenen Latifundien auch Champagner in den Tank füllen würden, wenn es für was gut wäre.

Bescheiden, aber richtig

Wichtig an so einem Wagen ist also, dass der betuchte Besitzer weiß, dass er ganz grauslich wüten könnte, wenn er nur wollte. Und dass der Bolide ein Design hat, das dem einfachen Mann auf der Straße in der Sekunde klarmacht, dass er neidlos und zurückhaltend nach den Leistungsdaten fragen darf – man sich aber erwartet, dass er dreimal nach dem Preis fragt, weil man sich ja bescheiden geben möchte.

Gewonnen hat diesen Wettstreit beim heurigen Automobilsalon in Genf ein Schwede. Nein, nicht Volvo, auch nicht Saab. Obwohl sich der Herr Koenigsegg ja redlich um die Marke bemüht hatte, sie dann aber doch nicht kaufte. In Genf zeigte er den Regera, einen Roadster, von dem er andenkt, 80 Stück zu bauen. Nur so zum Vergleich: Vom erfolgreichsten Mittelklassewagen wird weit mehr als eine Million Stück verkauft. Jedes Jahr.

Mehr als 1500 PS

Um seine Regentin zum schnellsten Serienfahrzeug der Welt zu machen, greift das Team rund um Besitzer Christian von Koenigsegg die Hybrid-Idee auf und kombiniert einen 1100 PS starken 5-Liter-Bi-Turbo-V8 mit drei Elektromotoren (Gesamtleistung 707 PS). Nach nur 20 Sekunden soll der über 1500 PS (Systemleistung) starke Bolide die 400-km/h-Marke durchbrechen, von 0 auf 100 km/h braucht er nicht einmal drei Sekunden. Netter Nebeneffekt der Hybridtechnik ist, dass der Regera bis zu 50 Kilometer weit rein elektrisch fahren kann.

Wenn Sie jetzt glauben, das war's eh, und Sie können schon umblättern zu den Kaiserautos auf der nächsten Seite, dann sag ich Ihnen, halten Sie noch kurz inne, wir haben noch was Unglaublicheres in Genf gefunden: den Italdesign GT Zero. Der Shooting Brake aus den Federn von VW-Konzern-Tochter Giugiaro geht ebenfalls mit drei E-Motoren, aber ohne Verbrenner an den Start. Der 483 PS starke GT Zero soll eine Reichweite von 500 Kilometern haben, bis zu 250 km/h schnell sein und seine Akkus in nur einer halben Stunde zu 80 Prozent aufladen können.

Dreiradler

Mit dem E-Thema spielt sich auch Morgan und stellt in Genf sein legendäres Dreiradler-Konzept als 62 PS starkes E-Auto vor. Leider ist der futuristische EV3 nicht annähernd so schön wie der – schmacht – alte Three-Wheeler.

Richtig fesch ist auch der Apollo von Gumpert. Ach so, ja, nein, der Ex-Audi-Mann Roland Gumpert ist ja mit seiner Firma tschari gegangen, und nun, nachdem chinesische Investoren das Unternehmen übernommen haben, heißt die Edelschmiede nicht mehr Gumpert, sondern Apollo. Und der Apollo kann jetzt natürlich nicht mehr Apollo heißen, sondern muss Apollo N heißen. Na bitte.

Abgesehen davon ist der Apollo N noch ein echter Gumpert Apollo. Wir reden hier also von beachtlichen 700 PS, die gemeinsam mit 880 Newtonmetern den Supersportler in rund drei Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen. Schluss ist dann erst bei 360 km/h.

800 PS für 1200 Kilogramm

Ein direkter Konkurrent des Apollo N ist der erstarkte Pagani Huayra, der nun den Zusatz BC, die Initialen des ersten Pagani-Kunden, trägt. Wie der Apollo bleibt Pagani beim Antrieb konservativ. Kein Hybrid. Der doppelt aufgeladene 6-Liter-V12 von AMG sorgt für Vortrieb. Fast 800 PS entlockt man dem Triebwerk und frotzelt damit auf dem Datenblatt den Apollo, weil: 370 statt 360 km/h. Und die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h schafft der nur 1200 Kilogramm schwere Huayre BC auch um ein Alzerl schneller.

Zehn Alzerl, also ein Alz futuristischer ist Design und Antrieb im Pininfarina H2 Speed Concept. Aber gut, der ist auch eine Studie. Beeindruckend ist er aber trotzdem, mit seinem fast 500 PS starken Wasserstoffantrieb. Zwei Elektromotoren beschleunigen den H2 Speed Concept in 3,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Den Topspeed gibt Pininfarina mit strichgerade 300 km/h an. Anders als bei anderen Brennstoffzellen-Autos gibt es hier aber auch was für die Ohren – nein, kein künstliches Schreien eines V12 oder wenigsten TwinAir. Sehr futuristisch soll sich das Kompressorgeräusch anhören – oder sagen wir: supersportlich-exotisch. Damit sich der Kreis schließt. (Guido Gluschitsch, 20.4.2016)