Berlin – Der Satiresong über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hat dem NDR-Magazin "Extra 3" eine Rekordquote beschert. Wie der NDR am Donnerstag in Hamburg mitteilte, verfolgten deutschlandweit 880.000 Zuschauer die Sendung am Mittwochabend zu später Stunde um 22.50 Uhr im NDR Fernsehen. Dies entspreche einem Marktanteil von 4,5 Prozent.

Im NDR-Sendebereich betrug die Quote demnach bei 410.000 Zuschauern sogar elf Prozent. Die Ausstrahlung des Songs mit dem Titel "Erdowie, Erdowo, Erdogan" in der Sendung von "Extra 3" am 17. März hatte zu diplomatischen Verwicklungen und der Vorladung des deutschen Botschafters in Ankara in das türkische Außenministerium geführt. Nachdem die deutsche Regierung zunächst Stillschweigen gewahrt hatte, mahnte der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier dann am Mittwoch die Türkei zur Beachtung der Meinungs- und Pressefreiheit.

"'Extra 3' trifft mit seiner Satire ins Schwarze", lobte der NDR-Chefredakteur Fernsehen, Andreas Cichowicz, am Donnerstag. Für die Sendung sei der Erdogan-Song eine perfekte Werbung. "Die Freude darüber wird allerdings getrübt angesichts der aktuellen Situation vieler Journalisten-Kolleginnen und -Kollegen in der Türkei", erklärte Cichowicz.

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In der Türkei hatte es zuletzt wiederholt ein massives Vorgehen von Sicherheitskräften gegen regierungskritische Medien und Journalisten gegeben, deren Arbeitsmöglichkeiten dadurch erheblich eingeschränkt wurden. Auch drohen einigen Journalisten wegen ihrer Tätigkeit langjährige Gefängnisstrafen.

Auf Youtube wurde das Video des Erdogan-Songs laut NDR mittlerweile mehr als 4,5 Millionen Mal abgerufen. Die Redaktion hatte wegen der großen internationalen Nachfrage nachträglich auch Versionen mit englischen und türkischen Untertiteln ins Netz gestellt. 400.000 weitere Abrufe gab es demnach von der "Extra 3"-Website.

In dem Song werden unter anderem das Vorgehen türkischer Sicherheitskräfte gegen Medien sowie gegen friedliche Demonstranten angeprangert. Angesprochen wird auch der massive Gewalteinsatz gegen Kurden im Südosten des Landes. Kritik gibt es zudem an der Zusammenarbeit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel mit der türkischen Regierung in der Flüchtlingsfrage. (APA, AFP, 31.3.2016)