Gemütlich ist es im Speisewagen für die Gäste. Die Arbeitsbedingungen der Catering-Mitarbeiter stehen dagegen in der Kritik.

Foto: ÖBB

Wien – Erst wurde gedroht, dann hatte es Do & Co wohl satt: Mittwochabend gab der Caterer bekannt, sich mit der Tochter Henry am Zug vom ÖBB-Personenverkehr zurückzuziehen. Ausgelaufen wäre der Vertrag erst mit Jahresbeginn 2017. Die Entscheidung erfolge aus einem "wichtigen Grund", so Do & Co lapidar. "Man kann sich zusammenreimen, wieso wir diese Entscheidung getroffen haben", so Unternehmenschef Attila Dogudan zum STANDARD.

Kurzer Rückblick: Im Jänner bemängelte das Arbeitsinspektorat Verstöße gegen Arbeits- und Ruhezeiten und stellte eine Verwaltungsstrafe von 1,3 Millionen Euro in Aussicht. Ein Batzen Geld für ein Unternehmen, das im Geschäftsjahr 2014/15 einen Gewinn von 161.000 Euro erwirtschaftete. Dogudan: "Wir sind ein international agierender Konzern und halten uns an die Gesetze, wir haben keine Intention, inkorrekt zu agieren." Angesprochen auf die Do & Co zur Last gelegten Arbeitszeitüberschreitungen, verweist er auf die Kollektivverträge der Mitbewerber.

Gerwerkschaftsunterschrift

Die Arbeitszeitdebatte erhitzt naturgemäß die Gemüter von Gewerkschaft und Wirtschaftskammer (WKO). Henry am Zug arbeitet für die ÖBB seit April 2012. Mit dem Abgang des Vorgängercaterers E-Express lief auch die Betriebsvereinbarung, die laut Verkehrsgewerkschaft Vida als Einzelfall konzipiert war, aus bzw. wurde aufgekündigt. Einen neuen Gastro-Kollektivvertrag, der zwischen Gewerkschaft und WKO abgeschlossen werden muss, gibt es bislang noch nicht. Dogudan reagiert mit Unverständnis: "Die alte Betriebsvereinbarung wurde noch im Jahr 2014 auch von der Gerwerkschaft unterschrieben. Warum soll also ein Vertrag, der heute gilt, morgen nicht mehr wirksam sein?"

Im Gespräch mit dem STANDARD macht Mario Pulker, Fachverbandsobmann im Bereich Gastronomie, wiederum seinem Ärger Luft: Do & Co habe die alte Betriebsvereinbarung für Henry am Zug einfach übernommen. "Selbst ein neuer Kollektivvertrag würde Do & Co nichts nützen. Wir lassen Leute nicht mehr als zwölf Stunden pro Tag arbeiten", entrüstet sich der WKO-Mann.

Dogudan hält dagegen: "Sollen die Mitarbeiter auf halber Zugstrecke aussteigen?" Die WKO moniert, Do & Co sei bis zum heutigen Tag nicht an den Fachverband herangetreten, man lasse sich jetzt den Schwarzen Peter nicht zuschieben. Dogudan hingegen sieht Kammer und Gewerkschaft in der Pflicht. "Wir fordern gar nichts und wünschen der ÖBB und dem neuen Partner viel Glück. Reden wir in zwei Jahren weiter."

Noch ein anderer Konflikt steht im Raum: Bald nach dem Wechsel in den ÖBB-Speisewagen mehrten sich Vorwürfe, ungarische Mitarbeiter würden zu ungarischen Löhnen bezahlt, obwohl sie zu 80 Prozent außerhalb Ungarns unterwegs seien. Das verstoße gegen die Entsenderichtlinie, kritisierte die Vida. Das zu klären dauert, denn die Rechtsmeinungen klaffen hier auseinander.

Gespräche am 8. April

Wie es mit den rund 600 Mitarbeitern bei Henry am Zug weitergehen soll, ist offen. Dogudan sieht gute Chancen, dass sie vom neuen Dienstleister übernommen werden. Für 8. April ist ein Treffen zwischen Vida und Dogudan angesetzt. Die Marschrichtung auf beiden Seiten: Ehrliche und konstruktive Gespräche. (Sigrid Schamall, 1.4.2016)