Für alle Nicht-Salzburger das Allerwichtigste vorneweg: Sprechen Sie den Ortsnamen von Dienten niemals so aus, wie er geschrieben steht. Sie wären in der Sekunde Ziel des Spottes der Einheimischen. Sagen Sie immer "Deantn". Das klingt dann ungefähr so, wie man umgangssprachlich zu Kärnten auch "Keantn" sagt. Nur mit D. Warum das so ist, wissen nicht einmal die Deantner selbst. Irgendwie, so steht es zumindest in der Enzyklopädie Wikipedia, kommt der Name vom keltischen Tuenta – warum dann auf den Ortstafeln aber Dienten steht und man nicht so sagen darf, erklärt das auch nicht. Ist halt so.

Berglerisch gesprochen

Nachdem das geklärt ist, nun zum Zweitwichtigsten: Berglerisch gesprochen hat die östlichste Gemeinde des Pinzgaus eine famose Lage. Im Süden stehen die Grasberge – im Speziellen die Hundstein-Gruppe. Das sind bis oben bewachsene Kuppen der Schieferalpen, ideal zum Wandern und für Liftanlagen. Nördlich des Dörfchens erhebt sich der alles überragende Hochkönig. Ein massiger, fast 3.000 Meter hoher Kalkstock mit steilen Kletterwänden, rassigen Karen und Steilflanken.

Auch wenn es schon grünt: Die Südseite des Hochkönig lockt noch mit feinen Firntouren. Im Bild das Kar der Taghaubenscharte.
Foto: Thomas Neuhold

Dazwischen eingebettet liegt das etwas mehr als 750 Einwohner zählende Dienten an der Straßenkreuzung zwischen Saalfelden, Bischofshofen und Lend. Einst ernährte der Bergbau die Menschen, einige Bergbauhäuser gibt es hier wie auch im benachbarten Mühlbach noch zu sehen. Heute aber hat der Tourismus den Ort fest im Griff. Das Skigelände im Süden wurde zu einer Skischaukel von Mühlbach über Dienten bis nach Maria Alm ausgebaut.

Die Kare und Flanken im Norden sind hingegen unberührt und gerade im Frühjahr das Ziel vieler Skitourengeher. Selbst wenn man unten die Skier schon einige Minuten über die Wiesen tragen muss, der steile Rausch in etwa zwei Zentimeter tiefem Butterfirn entschädigt dafür allemal. Von Dienten aus gibt es drei klassische Ziele für diese Frühjahrstouren.

Vielbesuchter Hausberg

Die nicht ganz 2.200 Seemeter hohen Lausköpfe sind so etwas wie die Hausgipfel der Deantner. Sommer wie Winter. Wobei hier an einem schönen Firntag mehr Betrieb sein kann als im Sommer.

Ausgangspunkt der im Schlussteil ziemlich steilen Tour – Kickkehren-Technik für die Spitzkehren obligat! – ist die Abzweigung von der Straße über den Filzensattel hinauf zum Gehöft Rohrmoos. Die Rohrmooskapelle dient als Orientierungspunkt. Meist kann man mit dem Pkw noch ein paar Meter in Richtung Hof hinauffahren, muss dann aber am Straßenrand so parken, dass man niemanden behindert. Orientierungsprobleme gibt es keine. Die Route führt über Bauernwiesen und ein kleines Waldstückchen, dann auf der Westseite eines unübersehbaren Grabens an einer Alm vorbei direkt hinauf in die Südflanke. Das Gipfelkreuz steht auf der mittleren Erhebung.

Die Gratschneide am Ende des Bockkars vermitteln einen Eindruck der Steilheit dieser Tour.
Foto: Thomas Neuhold

Heftiger geht es im benachbarten Bockkar zur Sache. Auch hier startet man beim Rohrmoosgut. Dann aber hält man sich östlich des Grabens. Es geht durch gut befahrbare Latschenfelder direkt aufs Kar zu. Die erste Herausforderung wartet auf etwa 2000 Meter Seehöhe. Hier muss man sich über ein Schneeband zwischen zwei Felsstellen durchschummeln. Danach geht es wieder in das breite Kar. Wie weit man hinaufsteigt, hängt vom Verhältnis zwischen objektiver Steilheit und subjektivem Skikönnen ab. Spätestens in einer Scharte auf 2.500 Meter ist Schluss. Hier wird es mit 45 Grad richtig steil.

Skitour mit Klettersteig

Wesentlich gemächlicher geht es in der Taghaubenscharte zu. Durch die Ausrichtung nach Südwesten kommt die Sonne etwas später in das Kar, man muss also nicht schon in der Dämmerung starten. Ausgangspunkt ist ein Parkplatz knapp westlich des Dientner Sattels, dann geht es entlang des Hüttenweges zur Erichhütte und in das nach oben steiler werdende Kar bis zum höchsten Punkt. Geübte Alpinisten können noch den durch die Südseite verlaufenden, nicht allzu langen Klettersteig auf die Grandlspitze in Angriff nehmen. (Thomas Neuhold, 1.4.2016)