Alte, weiß-blaue S-Bahnen, wie im Bild im Hintergrund zu sehen, sollen noch einige Jahre im Einsatz sein.

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Wiener Neustadt / Wien – Bei der Entgleisung einer S-Bahn-Garnitur bei der Einfahrt in den Bahnhof Wiener Neustadt am Ostermontag um 5.34 Uhr wurde zwar niemand verletzt, nach dem Vorfall, von dem der "Kurier" am Freitag berichtete, stehen trotzdem mehrere Sicherheitsfragen im Raum. So werde noch untersucht, ob es ein Einzelfall war oder ob Hinweise auf ein generelles Problem bei dem S-Bahn-Typ bestehen, bestätigte ein Sprecher von Verkehrsminister Gerald Klug (SPÖ) dem STANDARD.

Berichte darüber, dass die Garnitur ein Aggregat verloren hatte und anschließend auf einer Achse entgleist war, bestätigte auch ÖBB-Sprecher Michael Braun. Die Untersuchung der Unfallursache im Zuge eines Eilgutachtens, das vom Verkehrsministerium in Auftrag gegeben wurde, war laut dem Ministersprecher am Freitag noch im Gang. Ein Ergebnis werde in den nächsten Tagen erwartet.

Zehn Fahrgäste saßen im Zug

Wie der "Kurier" berichtete, hatte die Schnellbahn einen eingebauten Kompressor verloren und diesen dann überfahren. Im Zug befanden sich rund zehn Fahrgäste. Sie sollen den Vorgang nur durch eine starke Abbremsung bemerkt haben. Zu der Frage, ob ein Wartungsfehler vorlag, wollten ÖBB und Ministerium am Freitag nichts sagen. Braun stellte einen Zusammenhang zwischen dem Alter der S-Bahn-Garnitur und der generellen Sicherheit in Abrede. Von 119 dieser alten blau-weißen Schnellbahnen seien in Bezug auf die aus Gummi bestehende Kompressoraufhängung nur 26 baugleich. Man habe diese bereits genau geprüft und es gebe "keine relevanten Beanstandungen", sagte Braun. Dennoch tausche man bei diesen 26 Garnituren über das Wochenende die Aufhängung aus. Der Schaden an Zug und Gleisen betrage "unter einer Million Euro", sagte er ÖBB-Sprecher.

Der ÖBB-Betriebsrat pochte in einer Aussendung in Reaktion auf den Vorfall darauf, die Ergebnisse des noch ausständigen Gutachtens in das Wagenuntersuchungskonzept der ÖBB Personenverkehr AG einfließen zu lassen. Bezüglich des Konzepts habe der Betriebsrat "immer wieder auf Missstände aufmerksam gemacht und Reformen eingefordert" – etwa die Durchführung der Überprüfungen in kürzeren Intervallen. Laut Braun prüfe man nach dem Vorfall auch die internen Qualitätsstandards für Fahrzeugüberprüfungen.

Alte S-Bahnen sollen über 2020 hinaus fahren

Die entgleiste Garnitur war eine alte blau-weiße Schnellbahn, deren Anschaffung bereits mehr als 30 Jahre zurückliegt. Einige dieser Schnellbahnzüge werden in den nächsten Jahren ersetzt, andere würden aber "bestimmt noch über 2020 hinaus" unterwegs sein, sagte Braun. (Gudrun Springer, 1.4.2016)